Rundbrief für Göttinnen- Spiritualität Herzlich Willkommen zur Ausgabe 63 des Schlangengesangs Feste feiern, das ist unser Thema für diese Ausgabe. Es gibt viele praktische Ideen, mit denen ihr eure Feste verschönern könnt. Vom Wein, der Pflanze in dieser Ausgabe, angeregt, haben wir beschlossen, dem Rausch nähere Betrachtungen zu gönnen und widmen ihm unsere nächste Ausgabe. Leider erscheint der Schlangengesang ab jetzt nur noch alle drei Monate. Wir sind nämlich nur noch zu zweit und machen den Schlangengesang in unserer Freizeit. Deshalb suchen wir auch weiterhin fleißige HelferInnen. Wer etwas zur nächsten Ausgabe beitragen möchte, kann Texte, Bilder, Zeichnungen usw. senden an kontakt@schlangengesang.com . An diese Adresse kann sich auch wenden, wer beim Schlangengesang mitarbeiten möchte. Aber nun erst mal Viel Spaß beim Lesen Euer Schlangengesang-Team artemisathene und Marion Inhaltsverzeichnis Praktisches: -Jahreszeitentisch Göttin: -Selbstsegnung -Kybele/Kubaba -Efeukranz -Rotweinparfait Thema: -Feste Gedichte und Geschichten: -Feuerrituale -Catull: Carmen 63 -Rituale -Mein Weg zur Schwarzmondin Aufgelesen/Verlosung: Pflanze: -Natur erleben im Winter -Wein Kalender: -Wein -Ritualpflanze oder Rohstoff -Der Schlangengesang-Göttinnenkalender: -Feiertage im Februar Stein:-Feiertage im März -Karneol -Feiertage im April Veranstaltungen Impressum / Schlangengesanginfos / Kontakt / Abmelden Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Kybele oder Kubaba – die Magna Mater der Antike Kybele ist die große Muttergöttin Kleinasiens. Sie wurde bereits in vorphrygischer Zeit als Berggöttin verehrt. Wahrscheinlich ist sie eine lokale Göttin, die sich aus der prähistorisch nachweisbaren chtonischen Muttergottheit Ma, Amma oder Nan(n)a entwickelte. Ihre Ursprünge vermutet man in Catal Hüyük etwa um 6000 v.u.Z. Bald findet sich die Herrin der Tiere und Mutter vom Berge in Darstellungen auf einem Thron sitzend, flankiert von Leoparden oder Löwen. Manchmal sieht man auch nur einen Stein, aus dem ein Kopf modelliert wurde. Der Stein, Symbol für die Mutter Erde, blieb in Form eines Meteoriten -eines vom Himmel gefallenen Steines -das Ebenbild der Göttin. Erste Überlieferungen in Anatolien von den Hurritern und den Hethitern, bezeichnen sie als „Mutter vom Berge“ und zeigen sie auf felsigen Gipfeln thronend; in der Grenzregion zwischen Himmel und Erde. Im Raum Kleinasien, Nordsyrien und Kreta wurde die Göttin unter verschiedenen Namen verehrt. So ist sie verwandt mit der mysischen Adrasteia, der hurritisch-anatolischen Hipta, der syrischen Atargatis (Astarte), der persisch-anatolischen Artemis Anaitis und der kilikischen Artemis Perasia von Kastabala oder auch der Artemis Ephesia (siehe Schlangengesang 12/2005). Die Phryger nannten sie nach dem Berg Ida „Mater Idaia“ oder nach dem Berg Kubela „Matar Kubile“ (Muttergöttin vom Berg Kubi). Wesensverwandt ist sie sicher auch mit der troischen Aeneas-Mutter Aphrodite, mit der kretischen Rhea und der Potnia Theron. Als lokale Berggöttin wird sie auch mit den Beinamen Kybele Dindymene (Berg bei Pessinus), Kybele Sipylene oder Kybele Lobrine versehen. Seit dem 7. Jahrhundert v.u.Z. war Kybele die Schutzgöttin der lydischen Mermnaden in Sardeis. Dort wurde sie auf dem Tmolos-Berg mit einem Kult verehrt. Im hurritisch-hethitischen heißt Kybele Kubaba. Die ältesten Schrifttafeln überliefern sie als Kumbabat. Auf assyrischen Tontafeln wird sie Kubabat oder Kuipapa genannt. Neben der Deutung des Namens als „Göttin vom Berg Kubi“, gibt es auch Versuche, Kybeles Namen etymologisch zu erklären. „Ku(m)b(a)“ steht für Höhlung, Berghöhle, Felsloch, Grab oder auch Gefäß. Auch im lykischen kennt man „kupa“ für Felsgrab. Das etruskische „cupe“ bedeutet Trinkschale. Im Griechischen heißt das Becken „kymbe“, „kymbalos“ oder „kymbabos später „kymbalon“ als Bezeichnung für das Instrument Zimbel. Das Lateinische kennt „cupa“ als Bezeichnung für Tonne oder im Spätlateinischen als „Grab“. Man kann also einen Bogen spannen von der Wurzel des Namens zu den Begriffen: Höhle, Höhlung, Schale/Becken, weiblicher Schoß, Uterus und Grab. In Ras Samra (Assyrien) wird eine Prinzessin Mitte des 13. Jahrhundert v.u.Z. als Dienerin der Kubaba genannt. Der Begriff „kasurara“ bezeichnet den Status einer Großkönigin. Auch mit diesem Beiwort wird Kubaba versehen. Dazu passt, dass sie mit Polos (aufsatzartiger Kopfschmuck bzw. Mauerkrone) auf dem Löwenthorn als Sinnbild einer Regentin dargestellt wird. Ab 1200 v.u.Z. wandern Phryger aus Thrakien, aus dem südöstlichen Balkan, auf das anatolische Hochland ein (siehe Mythos um die Amazonen weiter unten). Um 800 gründeten sie in der Nachfolge der Hethiter dort ein Großreich. Kybele erscheint schon früh im hurritischen Pantheon. In ihr vereinigen sich die hethitische Kubaba und die anatolische Ma. Auf dem Zylinder von Bèlères wird sie um 1000 v.u.Z. zu den großen Göttern der Stadt 2 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Sadikanni gerechnet. In Palästina und Nordafrika kennt man die Göttin als Magna Mater – die Große Mutter. Manche der frühen Inschriften bringen Kybele/Kubaba in Verbindung mit Himmel und Erde oder den Begriffen „Macht“ und „Überfülle“. Die Namensglyphen (Gefäß, Taube, Fisch) stehen symbolisch für Kubaba als Erd-und Berggöttin, Herrin der Tiere und Fruchtbarkeitsgöttin. Der Fruchtbarkeitsaspekt Kybeles wird besonders in der Statue der Göttin deutlich, die in Bukukkale gefunden wurde. Dort hält sie sich die Brüste. Eine Darstellung, die von Inanna/Ishtar oder den minoischen Göttinnen bekannt ist. Schon immer als Göttin für das Wohlergehen und die Gesundheit von Mensch und Tier, wird ihr später in den Quellheiligtümern vonSipylos auch die Rolle der Ärztin und Heilerin zuerkannt. Durch die Vermischung mit der anatolischen Ma mutierte Kybele zu Beschützerin der Menschen im Krieg und unter thrakischem Einfluss zur Totengöttin. Im Zentrum des Kultes stand ein Meteorit. Wie der Grieche Strabo berichtet, lag das Hauptheiligtum der Göttin in Pessinus (jetzt: Ballihisar) in der heutigen Türkei. Pausanias überliefert, dass es zudem zahlreiche Höhlenheiligtümer der Kybele in Kleinasien gab. Attribute der Göttin sind neben der Mauerkrone, Schleier, Spiegel und Granatapfel. Als Begleittiere sehen wir neben Löwen, Panthern und Vögeln auch den Stier oder den Fisch (wie bei Atargatis, der Dea Syria). Die Löwen und die Doppelaxt hat Kybele mit der minoischen Potnia Theron (Herrin der Tiere) gemeinsam. Auch die typischen Musikinstrumente, die in ihrem Kult eingesetzt wurden: Flöten, Becken, Rasseln und Pauken sind sinnbildlich für Kybele. Kybeles Partner ist der Hirten-und Vegetationsgott Attis. In Syrien, wo die Magna Mater als Astarte verehrt wurde, ist Adonis der Geliebte, der durch seine Selbstkastration versuchte, der Göttin ähnlicher zu werden. In einer lydischen Version des Mythos wird Attis, wie Adonis auch, von einem Eber getötet. In Westasien wird Attis auch „Kornhalm“ genannt: ein Hinweis auf seine Rolle im Vegetationskreislauf des Landes. Sein Tod bildet die Quelle für die Regeneration der Natur. Die Entmannung, der Tod des Sohn-Geliebten und die Vereinigung mit der Mutter-Gattin, stehen symbolisch für das Absterben der Natur im Winter und die Wiedergeburt im Frühjahr. Passend dazu ist das Frühlingsfest das wichtigste im Kult. Einige Forscher sehen in Attis Selbstkastration die Erinnerung an die Geschlechtslosigkeit respektive das hermaphroditische Urbild der Großen Göttin der Frühzeit. In Pessinus (am Fluss Gallos) an der Grenze zwischen Prygien und Galatien, stand das Kultzentrum der Göttin, die dort zunächst Mater Kubile genannt wurde. Eine mächtige Priesterschaft (Priesterkönige), die Galloi, war Herr des Kultgeschehens. Der Oberpriester hieß, wie der Sohn-Geliebte der Göttin – Attis. Im Gefolge der Priester tanzten bewaffnete junge Männer, die Kureten oder Korybanten (Wirbeltänzer). Mit Tanz und Gebrüll vollzogen sie einen gefährlich anmutenden Waffentanz (Enoplia oder Prulis). Als Stadtgöttin war Kybele, die Mutter aller Götter (mit weiblichen und männlichen Zügen), Herrin der Tiere und Bergmutter auch die Beschützerin der Stadtbewohner. Von den Feiern in Pessinus ist nicht viel bekannt. Sie waren geheim, wie auch die späteren Mysterienfeiern im römischen Reich. Zum Kult gehörten aber sicherlich Reinigungsvorschriften, Kultmahlzeiten und Prozessionen. Die heilige Stätte entwickelte sich um den schwarzen Meteoritenstein (agalma), der als Emanation der Göttin galt. Schließlich wurde durch König Attalas Soter (241-197 v.u.Z.) in Pergamon ein Tempel für den Steinfetisch geweiht. In Pessinus hielt sich der Kult der Göttin bis über das vierte Jahrhundert n.u.Z. hinaus sogar nach dem Aufstieg des Christentums. Nach Herodot sollen die Amazonen aus dem Skythengebiet und Pontos in Ephesos Zuflucht gefunden hatten. Auch sie hatten eine Große Göttin, die sie verehrten. In Ephesos trafen sie auf den Kult der Kybele. Das Kultbild der Göttin, Xoanon genannt, wurde angeblich von den Amazonen als Dank für die Aufnahme umtanzt. Später übernahmen dann die Kureten den Tanz. Ob tatsächlich das mythische Volk der Amazonen im Zusammenhang mit Kybele gesehen werden kann, ist umstritten. Sicher ist jedoch eine Einwanderung aus dem Gebiet der Thraker und des südöstlichen Balkan. Der Mythos zeigt allerdings auch den vermutlich 3 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 matriarchalen Ursprung des Kultes. Tatsächlich fand man in Ephesos eine Kultstätte der Kybele mit zahlreichen Höhlennischen im Stadtberg Pion. Man sagt, dass die Ausbreitung des Magna Mater-Kultes mit der Verbreitung des Ackerbaus einherging. Sokonnte man rekonstruieren, dass sich der Kult vom nahen Osten aus in die Ägäis ausbreitete. Er nahm seinen Weg über Anatolien und Kleinasien. In Phrygien, Syrien, Lydien, Kappadokien, Pontus und Galatien kannte man die Magna Mater, in Sumer Nintud oder Hannahanna, in Syrien Astarte. Alle diese Völker feierten ekstatische Frühlingsfeste. Ab dem 5. Jahrhundert v.u.Z. erscheint der Kybelekult in Griechenland. Unter den Einflüssen des orphischen Dionysoskultes kommt es zur Vermischung von Attis mit Adonis, auch was den Tod durch einen Eber angeht. In Griechenland setzt man bald Kybele mit einheimischen Göttinnen gleich. Sie wird mit Rhea, Hekate oder Artemis in Verbindung gebracht. Traditionalisten in Griechenland und später auch in Rom standen der Fremdartigkeit des Kultes feindselig gegenüber, da sie sowohl die ekstatischen Feste als auch das Eunuchentum der Kybelepriester ablehnten. Nach hellenistischem, babylonischem und jüdischem Recht war die Eunuchenpriesterschaft verboten und auch die Römer verboten sie für ihre Bürger. Der Mythos von Kybele und Attis Die lokale Legende aus der der Mythos der Göttinmutter und des Sohn- Geliebten Attis erwuchs, wird von Pausanias und dem christlichen Schriftsteller Arnobius folgendermaßen überliefert: Auf dem Gipfel des Agdosgebirges war die Große Mutter in Schlaf gesunken. Zeus, der Himmelsgott, wollte sich heimlich mit ihr verbinden. Sie wies ihn jedoch ab. Daraufhin habe er seinen Samen auf den Fels neben der Göttin vergossen. Aus diesem Fels entwickelte sich ein zweigeschlechtliches, göttlich-dämonisches Wesen: Agdistis. Agdistis war wild und unberechenbar, von Zerstörungswut erfüllt und der Raserei ergeben. Den Göttern gelang es nicht Agdistis in die Schranken zu weisen, also machten sie ihn/sie betrunken. Als er schließlich wehrlos war, fielen die Götter über ihn her und banden ihn an einen Baum. Als er erwachte, verfiel er erneut in Raserei und riss sich, als er sich befreien wollte, die Genitalien ab. Das Blut des Entmannten tränkte den Boden. Aus diesem Blut entstand ein Baum. Je nach Überlieferung war es ein Granatapfel oder ein Mandelbaum. Seit der Entmannung war Agdistis weiblich. Nana, die Tochter des Flussgottes Sangarios, bewunderte den Baum. Sie pflückte eine Frucht und legte sie in ihren Schoß. Daraufhin wurde sie schwanger. Nanas Vater, wütend über die ungewollte Schwangerschaft seiner Tochter, sperrte das Mädchen ein und verurteilte sie zum Hungertod. Doch die Göttermutter brachte ihr Früchte und hielt sie so am Leben. Nana gebar einen Sohn, der Vater ließ das Kind aussetzen. Ernährt von der Milch von Ziegen überlebte das Kind und wurde ein schöner Jüngling, den man Attis nannte. Die Göttinnen Agdistis und Kybele verliebten sich in den hübschen Jüngling. Doch Kybele kannte das Schicksal des Jungen: er würde nur so lange leben, wie er unverheiratet blieb. Da kam es, dass Midas, der König von Pessinus, einen Mann für seine Tochter Ia suchte. Er rief Attis zu sich. Zur Hochzeit ließ der König die Stadttore schließen. Kybele wollte die Hochzeit verhindern. Sie hob die Stadtmauer mit ihrem Kopf an (daher die Mauerkrone). Doch sie kam zu spät. Agdistis versetzte in ihrem Zorn, dass Attis eine andere heiraten wollte, die Anwesenden in Wahnsinn. In ihrer Verwirrung tötete sich die Königstochter, und Attis ergriff die Flucht. Die Hirtenflöte spielend wurde er selbst von Raserei ergriffen. Er trat unter eine Pinie und entmannte sich dort. Er rief: „Agdistis, hier hast du das, weswegen du solche Raserei erregt hast!“ 4 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Am Blutverlust stirbt Attis. Die große Mutter Kybele hebt die Genitalien auf, birgt sie in einem Gefäß und vergräbt sie. Aus diesem Grab sprießen bald Veilchen empor. Mit ihnen bekränzt Kybele die Pinie und bring sie in ihre Grotte am Fuße des Berges. Dort trauert sie um Attis. Auch Agdistis ist entsetzt, was sie angerichtet hat. Sie geht zu Zeus und bittet ihn, Attis wieder zum Leben zu erwecken. Doch der Himmelsgott lehnt ab. Er gesteht ihr jedoch zu, dass Attis Körper nicht verwest, seine Haare weiterwachsen und sein kleiner Finger sich bewegen kann. Agdistis bestattet Attis in Pessinus, stiftet jährliche Feiern zu seinem Gedächtnis und setzte eine eigene Priesterschaft ein. Der Oberpriester dort wurde „Attis“ genannt. Kybele in Rom Im 3. Jahrhundert v.u.Z. befand sich Rom in einer schwierigen Lage. Geschwächt vom 2. Punischen Krieg, als Hannibal auf dem Weg nach Norditalien war, befragte man die Sibyllinischen Bücher nach einer Lösung für die Schwierigkeiten. Der Spruch „Dir fehlt die Mutter, drum such – ich befehle es dir, Römer – die Mutter…“, den die Römer zunächst nicht verstanden, wurde vom delphischen Orakel weiter präzisiert. Dort erfuhren die Bittsteller, dass sie die Göttermutter Kybele in Form des faustgroßen Meteoriten aus Pessinus holen sollten. Dieser Meteorit wurde in eine schwarzgesichtige Silberstatue eingearbeitet und 205 v.u.Z. nach Rom gebracht. In der Tibermündung lief das Schiff auf eine Sandbank und konnte nur mit Hilfe einer Frau wieder flott gemacht werden. Je nach Quelle handelte es sich bei ihr um Claudia Quinta, eine Matrone adeliger Herkunft oder aber um eine Vestalin, deren Keuschheit durch diesen Göttertest auf die Probe gestellt wurde. Zunächst wurde die Statue mit dem Meteoriten im Tempel der Viktoria aufgestellt. Ab 191 v.u.Z. bekam die Magna Mater auf dem Palatin einen eigenen Tempel. Tatsächlich schienen schon bald nach der Ankunft der Göttin viele positive Ereignisse die Macht der Göttin zu beweisen. So verließ Hannibal Italien und eine gute Ernte ließ die Römer jubeln. Das Volk dankte es der Göttin mit Geschenken und Opfern. Am 4. April wurden ihr ein heiliges Bankett und Spiele gewidmet: die Ludi Megalenses. Als der Tempel am 10. April geweiht wurde, wurden die „Megalesia“ in den Staatskalender aufgenommen und der Kult erhielt die offizielle Anerkennung. Die Megalesia dauerten vom 4. bis zum 10. April. Am 1. Tag eröffnete der Praetor Urbanus (Repräsentant des Staates) mit einem heiligen Opfer für die Göttin in ihrem Tempel die Festlichkeiten. Die Priestergruppen unterhielten die Menschen mit ihrer religiösen Musik. Am 3. Tag gab es Zirkusspiele und am letzten Tag ein Pferderennen. Die Römer akzeptierten Kybele als die Patronin ihrer mythischen troischen Vorfahren (Äneas). In der Kaiserzeit identifizierten sich sogar einige Kaiserinnen mit Kybele. Dennoch war es römischen Bürgern verboten, Priester der Göttin zu werden. Während in der frühen Phase der Etablierung des Kybelekultes die Muttergöttin und ihre steinerne Darstellung im Mittelpunkt des Kultes standen, trat in der Kaiserzeit der Kultheros Attis mehr und mehr in den Vordergrund. Der ekstatische Charakter der phrygischen Riten faszinierte die Menschen, obgleich sie durch die blutigen Aspekte der Selbstverletzungen und das rituelle Bluttrinken abgeschreckt wurden. Die wilden Tänze, die Musik und auch die farbenfrohe, exotische Prozession lockten jedoch Jahr für Jahr die Schaulustigen an. Da die Ausübung des fremdartigen Kultes das gesamte Jahr über auf den Kultbezirk um den Tempel auf dem Palatin beschränkt war, fand gerade die Prozession der Kybelepriester viele Zuschauer. Die Galli durften nun ihre Göttin durch die Stadt tragen und im Almo, einem Flüsschen in Rom, waschen. Die langen Gewänder, die mit Amuletten behängt waren und die sich geißelnden Priester zogen alle Blicke auf sich. Gerade für die armen Menschen, Sklaven und Freigelassene aus den östlichen Gebieten des Reiches, war der ekstatische Kult eine willkommene Abwechslung in ihrem ärmlichen, tristen Leben. Ekstase als religiöse Ausdrucksform bedeutete für die Gläubigen ein Heraustreten aus ihrem normalen Leben, ein über die Grenzen hinausgehen. In solch einem ekstatischen Moment geschah auch die Initiation in die Mysterien der Göttin. Rituelle Tänze und religiöse Trance spielen noch heute bei den Sufis in Nordafrika eine wichtige Rolle. Wir können sie in direkter Nachfolge der Kureten und Korybanten sehen. Durch Kaiser Claudius wurden die Feierlichkeiten der Göttin in den März verlegt. Nun wurden vom 22. bis 27. März die Hilaria – ein Frühlingsfest – gefeiert; später sogar vom 15. März an. Der erste Tag, „canna intrat“ (das Schilf tritt auf) spielt auf die Aussetzung des Attis an. Die Cannephoroi (Schilfträger) tragen hohe Schilfrohre. Es folgt ein Stieropfer wie in Pessinus. Der Stier war bereits in Catal Hüyük das Symbol des 5 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Sohn-Geliebten. Kybele war die „Mutter des Stieres“). Der Tympanon -die Trommel – war ihr Instrument, es war aus Stierhaut gefertigt. Die Erdmutter opfert den Weltenstier, um mit seinem Tod die Erde fruchtbar zu machen. Nach 7 Tagen des Brotfastens (Getreide war ja das Symbol für die Fruchtbarkeit der Erde) kam am 22. März das Fest des „arbor intrat“ (der Baum tritt auf). An diesem Tag wurde der „Märzbaum“ (eine Pinie) vom Kollegium der Dendrophoroi (Baumträger) geholt. Er wurde mit Veilchen und dem Abbild des Attis geschmückt und im Heiligtum der Göttin „begraben“. Am 23. März klagten die Priester und die Gläubigen um Attis. Die Kybelepriester fasteten wieder, sie stimmten Trauergesänge an. Der 24. März war als „dies sanguis“ (Bluttag) bekannt. An diesem Festtag gossen die Kybeleanhänger das Opferblut über dem Grab des Attis aus. Durch Geißelungen mit Peitschenschnüren, die mit spitzen Knochenstücken versehen waren, fügten sich die Galli blutende Wunden zu. Auch andere Teilnehmer des Festes brachten sich Schnitte in die Haut bei, um das Blut zum Fließen zu bringen. Zur Musik drehten sich alle im Kreis bis sie in Trance von der Göttin ergriffen wurden. Als Höhepunkt der Ekstase entmannten sich diejenigen, die Priester der Göttin werden wollten mit einer scharfen Steinklinge. Die Nacht vom 24. zum 25. März wurde mit dem Pannychis, dem Nachtfest, begannen. In dieser Nacht ging die Totenklage in Jubel über. Entsprechend war der 25. März „Hilaria“ der Tag der Freude und Heiterkeit. Nach dem alten römischen Kalender war dies der Tag der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Man feierte mit gemeinsamen Festessen und Fröhlichkeit. Der 26. März war ein Tag der Ruhe – er hieß entsprechend „requieto“. Der 27. März beinhaltete die „lavatio“, die Waschung. Die silberne Statue der Göttin wurde in einer Prozession durch die Straßen Roms zu Almo getragen. Dabei überschütteten die Schaulustigen sie mit Blumen. Die Reinigung war nicht die übliche Läuterung, wie es bei den römischen Göttern üblich war, sondern hatte den Sinn, die Göttermutter mit dem Element Wasser zu beleben – ein Fruchtbarkeitsritus. Mit der Expansion des römischen Imperiums erreichte Kybele im Gepäck der Soldaten auch die entlegensten Ecken des Reiches und so verwundert es nicht, dass man in Mainz einen Doppeltempel der Magna Mater und der ägyptischen Isis ausgegraben hat. Aber auch in Trier, Neuss und Köln hat man Weihaltäre und Sitzstatuen der Göttin gefunden. Selbst in einem winzigen Dorf wie Gauting bei München fand sich die Statuette der Göttin. Der Kybelekult als Mysterienreligion Um das kultische Drama der Kybele-Mysterienreligion zu verstehen, benötigten die Gläubigen eine Einweihung. Daraus entwickelte sich in der Kaiserzeit der zunehmende Status eines Geheimkultes. Die Diener der Großen Mutter wurden „fanatici“ genannt (von lateinisch „fanum“ = Heiligutm). Im Gegensatz zu diesen wurden die Gläubigen „profani“ genannt (diejenigen von außerhalb des Heiligtums). Lehrmeister der Gläubigen waren die phrygischen Priester, die Gall(o)i. Da die Priester aus dem Mutterland der Göttin stammen mussten, wahrten sie die Tradition der Ekstase und unterwiesen die Gläubigen in der Kultlegende und überwachten die Riten. Die Bekenntnisformel der Initiierten lautete: „Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel hab ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis.“ So überliefern es Firmicus Maternus und Clemens von Alexandria. Die Einweihung in die Mysterien wurde während des Märzfestes vollzogen. Das gemeinsame Mahl aus der Trommel, das Tragen des Kernos (Gefäß) mit den „vitres“ (Geschlechtsorganen) des geopferten Stieres und der Abstieg in einen unterirdischen Raum des Tempels (Pastos oder Thalamos = Brautgemach) waren zentrale Inhalte der Riten. Der Abstieg in die Kulthöhle erinnert an die Heimat der Göttin – die Höhle der Göttin am Fuße des Berges Agdos -steht aber auch für die Wiedergeburt des Attis durch die Vereinigung mit der Göttin im Schoß der Erde – dem „hieros gamos“. Die Verbindung des weiblichen mit dem männlichen Prinzip ermöglicht dem Mysten die symbolische, rituelle Wiedergeburt, den Aufstieg aus dem unterirdischen Reich. Als „Wiedergeborenem“ wird dem Initianten Milch gereicht. Er wird mit einem Kranz geschmückt und von allen beglückwünscht. Dieses rituelle Drama der Wiedergeburt gibt den Einweihungswilligen ein Verständnis vom Glauben an die stetige Wandlung und die Erneuerung des Lebens. Die Grabinschrift einer Frau bringt dieses Verständnis zum Ausdruck: „cinis sum, cinis terra est, terra dea est, ergo mortua non sum.“ (Ich bin Asche, Asche ist Erde, die Erde ist eine Göttin, also bin ich nicht tot). 6 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Der Kybelekult als kosmisches Gleichnis in der Spätantike Mit der zunehmenden Unsicherheit der Reichsgrenzen und der ständig stärker werdenden Bedrohung des Reiches, verstärkt sich das Unsicherheitsgefühl der Menschen im Imperium Romanum. Die offizielle Religion mit ihrem Pantheon und den sehr menschenähnlichen Göttern verkommt zu einer institutionellen Religion ohne tiefen Glauben. Die Endzeitstimmung führt zu einer verstärkten Suche nach Transzendenz. Spiritualität, Mysterium und religiöses Erlebnis werden wichtig für die Menschen der Spätantike. Es kommt zum religiösen Synkretismus, einem Ausgleich verschiedener Kulte und Götter. Man sucht die Nähe und Wärme einer universellen Gottheit. Unter dem Einfluss des Neoplatonismus kommt es zu einer Vereinigung antiker philosophischer Systeme: griechischer und orientalischer Philosophien und Theosophien. Man propagiert die Trennung von Geist und Materie und stellt sich das kosmische Geschehen in einer Stufenfolge der Wesenheiten vor. Aus dem Ur-Einen entstehen durch Trennung der Materie vom Geist höhere und niedere Stufen der Existenz. Die unterste Stufe nimmt das Materielle ein, die oberste die Seele, die als Licht-Geistesfunke des Ur-Einen, des Vollkommenen, angesehen wurde. Durch die Spiritualität versucht der Mensch sich vom Materiellen zu lösen und sich zum Geist, zum Ur- Einen hinzubewegen. Kybele wird zur Allmutter des Kosmos mit Attis an ihrer Seite. Dargestellt werden beide als Zentrum des Kosmos zusammen mit Aion, der Personifikation der Zeit, umgeben vomZodiakus-Tierkreis mit den Sternzeichen. Über ihnen Sonne und Mond mit ihren Gespannen, unter ihnen das Meer und die Genien der Jahreszeiten. Kybele ermöglicht den Mysten den Aufstieg in die himmlischen Sphären -die Gefilde der Eingeweihten. Die Göttin ist die Verkörperung des schöpferischen Prinzips und Attis das Bindeglied zum Materiellen. Er kommt zwar aus der himmlischen Sphäre, inkarniert aber auf der Erde. Materiell geworden entmannt er sich selbst und stirbt, weil er sich seiner materiellen Ebene (Geschlechtsorgane) beraubt und steigt durch seinen Tod und die Wiedergeburt, durch seine Vereinigung mit Kybele, wieder in die höhere Sphäre zurück. Er galt den Mysten also als Mittler zwischen der Ebene derMenschen und der himmlischen Sphäre. Die Gläubigen waren der Überzeugung, dass ihr Schicksal durch die kosmischen Kräfte vorgezeichnet ist und über Astrologie, Wahrsagerei und Magie erkannt werden kann. Hilfe erwartete man durch den Einfluss der kosmischen Götter und die Einweihung in die Mysterien. Attis wurde nun als Herr des Mondes dargestellt, mit Sonnenstrahlen um sein Haupt und der Mondsichel an der Spitze seiner phrygischen Mütze. Er wird zum synkretistischen Gott aus dem kleinasiatischen Mondgott Men und dem Sol Invictus, der unsterblichen Sonne. Im 3. und 4. Jahrhundert n.u.Z. ist Attis für die Gläubigen ein „omnipotens numen“, die allmächtige Gottheit. Zentraler Ritus des Kultes in der Kaiserzeit ist das Taurobolium. Der Stier (taurus) wird nicht mehr zum Wohle aller und des Staates (pro salute) geopfert, sondern für das individuelle Heil. Das Blut des Stieres wird gleichsam Trägerstoff der Lebenskraft, der Wiedergeburtsritus wird durch die Taufe mit dem Blut des Stieres vollzogen. Die Geweihten (tauroboliati, tauroboliatae) weihen nach der Bluttaufe einen Altar mit dem Datum des Opfers als „natalicum“ (Geburtstag). Ein häufiger Zusatz auf dem Altar des Geweihten war dann „in aeternum renatus“ – in Ewigkeit wiedergeboren. Dieser feierliche und teure Ritus, mit Gastmahl und gemeinsamer Feier, konnte nach 20 Jahren wiederholt werden. Die Wiederholung entsprach der phrygischen Vorstellung der periodische Erneuerung der Welt. Kybele im Christentum 391 n.u.Z. verbot Theodosius I. alle heidnischen Kulte. Doch damit kam es nicht zum sofortigen Ende des Kybelekultes und der anderen Mysterienreligionen. Sie waren die letzte Zufluchtsstätte der Altgläubigen. Tatsächlich wurde der Kult von Kaiser Eusebius (392-394) neu belebt und der Göttin ein großer Tempel auf dem Vatikanhügel errichtet – das Phrygianum, das auch Vaticanum genannt wurde. Erst im 5. Jahrhundert n.u.Z. kommt es zum langsamen Verebben der Mysterienreligion. Sicherlich führte aber die hartnäckige Verehrung des Göttinnenkultes im Jahr 431 beim Konzil von Ephesus zur Einführung einer Gottesmutter im Christentum. Sowohl Artemis, deren großer Tempel -das Artemision – in Ephesus stand, als auch Kybele, die in zahlreichen Höhlenheiligtümern der Stadt verehrt wurde, hatten so viele Verehrer, dass man eine weibliche Gottheit in die christliche Religion einbinden musste. 7 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Im Montanismus, einer christlichen Sekte des 2. Jahrhunderts, gab es sowohl die Bluttaufe, als auch das rituelle Mahl wie im Attis-und Kybelekult. Montanus, der 179 n.u.Z. starb, war zuvor Priester der Kybele gewesen. Es wundert also kaum, dass er kultische Anleihen an seiner religiösen Vergangenheit nahm. Literatur und Links: http://de.wikipedia.org/wiki/Kybele-_und_AttiskultMarion Giebel, das Geheimnis der Mysterien; antike Kulte in Griechenland, Rom und Ägypten, Patmos Verlag, Düsseldorf und Zürich 2003 Hans Kloft, Mysterienkulte der Antike; Götter, Menschen, Rituale, C.H.Beck Verlag, München 2003 E.O.James, der Kult der Großen Göttin, edition amalia, Bern 2003 Der kleine Pauly, Lexikon der Antike, dtv Verlag, Band 1 und 3, München 1979 Th. Jenny-Kappers, Muttergöttin und Gottesmutter in Ephesos; von Artemis zu Maria, Daimon Verlag, Einsiedeln 1986 Lexikon Alte Kulturen, Meyers Lexikonverlag, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürick, 1993 artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis Feste feiern Wie soll man die Feste der Göttin feiern? Alleine, gemeinsam mit Gleichgesinnten, mit Kindern oder nicht? In der Natur, in einem Versammlungsraum oder Tempel? Welche sind die Feste der Göttin? Die Jahreskreisfeste, die Übergänge von einer Lebensphase in die andere, private Dank-oder Bittrituale? Viele Fragen und ebenso viele Antworten. Ich kann und will auch nicht auf all diese Fragen eine Antwort finden und bin sicher dass es die Antwort auch gar nicht gibt. Dennoch lohnt es sich, diese Fragen einmal genauer zu betrachten. Vielleicht rege ich damit auch eine Diskussion an, die wir dann gemeinsam weiterspinnen können. Ich feiere die Feste der Göttin seit mehr als 25 Jahren. Anfangs waren es eher spontane Feste, die ich für mich oder gemeinsam mit meinem Partner improvisierte. Ein Fest beging ich sogar im Rahmen einer feministischen Demonstration zum 1. Mai, wo wir gegen das Abtreibungsverbot auf die Straße gingen. Sehr 8 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 feierlichen Charakter hatten diese Feste nicht. Dennoch erlebte ich diese Tage in dem festen Bewusstsein, dass es besondere Tage waren. Es folgte eine Phase, in der ich die Feste sehr still, nur für mich feierte. Meist mit einem kleinen Ritual in der Wohnung, einem Orakel und einem kleinen Opfer. Auch wenn diese Feste still und heimlich gefeiert wurden, hatten sie für mich dennoch eine große Bedeutung -keines war klein oder unwichtig. In diese Phase fielen wichtige Lebensentscheidungen: Schulabschluss, Partnerwahl und Berufsfindung. Keine dieser Entscheidungen fällte ich ohne den Beistand der Göttin, keine wurde ohne ein Ritual und ein „Zwiegespräch“ beschlossen. Als schließlich meine Tochter zur Welt kam, beschloss ich, sie im Glauben an die Göttin aufwachsen zu lassen. Ich wollte sie nicht mit religiösem Ballast überfrachten, aber die Jahreskreisfeste fröhlich feiern. Ich lernte einige Gleichgesinnte kennen, doch die konnten sich das Feiern mit kleinen Kindern nicht vorstellen. Die gemeinsamen, kinderlosen Rituale waren wunderschön, feierlich und aufwändig. Jede von uns trug ihren Teil dazu bei, wir feierten in der Natur und in einem festlich geschmückten Versammlungsraum. Wir beteten, spielten rituelle Rollenspiele, nahmen Kontakt zur Göttin und unseren Ahnen auf, aßen gemeinsam ein rituelles Mahl und orakelten. Es war sicher die Phase des intensivsten Gemeinschaftserlebnisses für mich, doch ich merkte, dass ich einen Teil meines Lebens, meines Ichs, aussperrte – meine Tochter. Also begann ich selbst, eine Festgruppe zu organisieren, bei der auch Kinder beteiligt sein konnten. Gemeinsam mit einer Freundin und einer kleinen Gruppe feierten wir die Feste nun in lockerer, eher informeller Weise. Der intensive, rituelle Charakter der Feste wechselte zu fröhlichen, lauten Festen, bei denen sich die Energien mit dem wilden Spiel der Kinder ein wenig verflüchtigten. Es blieb nicht aus, dass diese Art zu feiern nicht allen Teilnehmern zusagte. Die Gruppe bröckelte und ich musste feststellen, dass ich enttäuscht war, dass sich meine Vorstellungen von fröhlichen Göttinnenfesten nicht realisieren ließen. Wieder trat ein Wandel ein. Ich hörte nicht auf, die Feste zu feiern, sondern änderte das „wie“. Von nun an lud ich an den Terminen der Göttinnenfeste Freunde zum Essen ein. Diese Freunde, die meist keine Ahnung von meinem Glauben hatten, wussten nichts vom Anlass des Festes und dem Charakter, den diese Treffen für mich hatten. Ich dekorierte und schmückte Wohnung und Festtafel, entschied mich für ein passendes Menü und genoss es, im Kreise meiner Freunde diesen Festtag der Göttin fröhlich und ausgelassen zu feiern. Diese Art des Feierns ermöglichte es auch meiner Familie, ungezwungen und ohne den rituellen Überbau die Feste der Göttin zu begehen. Momentan lebe ich wieder in einer Übergangsphase, wohin weiß ich noch nicht… Noch immer feiere ich viele Feste mit einem stimmungsvollen Abendessen, manche feiere ich wieder eher rituell mit einigen sakralen Elementen. Wer weiß, wohin sich meine „Festkultur“ entwickeln wird? Sicher ist nur: feiern werde ich die Göttinnenfeste immer – auf die eine oder andere Art und Weise. Artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis 9 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Feuer-Rituale Wer kennt es nicht, das Feuer zur Sonnenwende? Wer hat nicht schon am Feuer gesessen, gesungen, den Göttern gedacht und gebetet? Wer hat nicht im Film schon einmal eine Wikingerbeerdigung gesehen und erinnert sich an das brennende Schiff, das auf den Fjord hinaustreibt? Was ist die gemeinsame Ritualzutat, wo trifft man sich zum Gebet, wo gedenkt man der Toten, wer nimmt Briefe, Wünsche und Opfer mit in die Anderwelt? Das Feuer Rituelle Feuer sind und waren Bestandteil vieler verschiedener Kulturen und Religionen. Die Germanen hatten zum Beispiel ihre Notfeuer. Sie hießen Niedfyr oder Nodfyr. Das kommt vom althochdeutschen hniudan, welches „reiben“ bedeutet. Die sprachengeschichtliche Erklärung weist auch auf die Entzündungsart des Feuers hin, sie wurden durch Reibung von trockenem Holz entzündet. Ihre erste Erwähnung in den Annalen datiert aus dem 8ten Jahrhundert. Aus diesen Notfeuern sind die Johannisfeuer hervorgegangen, die immer noch in den ländlichen Gegenden wie etwa den Alpen, Bayern, Baden-Württemberg, Tirol, Nieder-und Oberösterreich und Mitteldeutschland entzündet werden. Der Tag des Johannis fällt auf den 24. Juni. Dieser Tag ist von Litha oder Sonnenwend, wie die Asatruar es benennen, beziehungsweise Alban Heruin (keltische Bezeichnung) ja nicht weit entfernt. Diese Feste fallen ja auf den 21ten desselben Monats. Ein weiteres Ritual, welches mit Hilfe von Feuer oder Feuerrädern begangen wird, ist Ostern. Die Osterfeuer oder Feuerräder werden hier in Deutschland in den ländlichen Gegenden heute noch angezündet, wie etwaim Sauerland, in Österreich sind sie sehr häufig und in hoher Anzahl zu finden. So gibt es zum Beispiel Täler, in denen jeder Weiler sein eigenes Osterfeuer anzündet. Am Tag darauf erinnert dann eine dorfübergreifende Smogwolke an die nächtlichen Aktivitäten. Die katholischen Gläubigen kennen noch ein weites Feuerritual, die Priester entzünden in der Nacht am Osterfeuer die Osterkerze, welche geweiht und dann in die dunkle Kirche getragen wird und dort die Dunkelheit vertreibt, in dem die Messdiener kleine Kerzen an der Osterkerze anzünden und das Licht an die Kerzen, die die Anwesenden in Händen halten, weitergeben. Wo findet sich noch Feuer bei den Ritualen der Gläubigen? Die Japaner feiern in ihrem Jahreskreis das Obon-Fest, ihre Version des Totenfestes. Auch hier sind Feuer vonnöten, die den Toten, die kurz in die diesseitige Welt kommen, um die Lebenden zu besuchen, den Weg weisen. Feuerrituale kennen auch die Juden in ihrem Festkalender. Bevor das Pessach-Fest stattfindet, werden die alten Matzen und andere ungesäuerte Lebensmittel in den Feuern verbrannt, da ja das Backen neuer frischer Matzen zum Fest dazu gehört. Ein weiteres Feuer – jedoch wesentlich kleiner – wird zu Chanukkah – abends entzündet. Der achtarmigen Leuchter mit einer mittleren Kerze, die Menora, wird mit Kerzen bestückt und in einer bestimmten Weiseentzündet. Ähnlich wie beim christlichen Osterkerzenritual entzündet die Hausfrau zuerst die mittlere Kerze auf der Menora. Diese – die dienende – Kerze gibt dann das Licht an die jeweils anderen Kerzen weiter, die Hausfrau entzündet die 8 anderen Kerzen von rechts nach links. 10 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Ein weiteres Feuerritual gibt es jeden Sabbat. Beim Kidduschsegen werden von der Hausfrau die Sabbatkerzen entzündet, am Abend des Sabbat-Samstages wird die Hawdalakerze entzündet. Die Römer hatten ebenso heilige Feuer wie das der Vestalinnen, die Griechen haben die Hestia. Ihr Symbol ist das heilige Herdfeuer, welches nie erlöschen durfte. Germanische und keltische Hausfrauen hatten ebensolche Rituale zum Entzünden des Herdes und haben auch auf ihr Feuer peinlichst genau geachtet. Auch die Inder nutzen das Feuer ähnlich wie Wikinger und Kelten für die Bestattungsrituale. Doch nicht nur dafür, sie haben ebenso wie die keltischen Gläubigen Vollmondfeuer. Weiter feiern sie Feuer-Pujas, die zur Reinigung und Klärung von Geist und Seele abgehalten werden. Also das Feuer ist – und war – rund um den Globus herum als Ritualzutat, als Reisehilfsmittel, als Botschaftenübermittler und Reiniger immer sehr gefragt. In diesem Sinne wünsche ich euch frohe, helle, vom Feuer erleuchtete, von seiner Inspiration und Tatkraft gestärkte Rituale und eine schöne Zeit! http://www.tod-und-glaube.de/hinduismus.php http://www.the-ananda-shanti.com/deutsch/heilung-heilsch%C3%A4tze/feuerritual/ http://de.wikipedia.org/wiki/Sabbat http://en.wikipedia.org/wiki/Menorah_%28Hanukkah%29 http://de.wikipedia.org/wiki/Osterfeuer http://www.brauchtumsseiten.de/a-z/j/johannisfeuer/ http://www.rabenseiten.de/blumiges/zauberbaeume.htm http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Feuer http://www.feste-der-religionen.de/feste/obon.html http://www.feste-der-religionen.de/elemente/feuer.html http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/a-890895.html http://de.wikipedia.org/wiki/Notfeuer http://de.mittelalter.wikia.com/wiki/Notfeuer#Notfeuer http://www.alpenschamanismus.de/Alpenkraft/Der_Feuergeist/der_feuergeist.html Morag Zurück zum Inhaltsverzeichnis 11 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Rituale Rituale...macht man das heute noch? Rituale..welche großes Wort. Was stellt man sich heute dazu vor? Was fragt man sich? Lasst uns einfach einmal schauen: Früher waren Rituale zu Ehren der Götter und Göttinnen fester Bestandteil des Tages, des Jahresrades und des Lebens der Leute. Die Griechen hatten ihre eleusischen Mysterien (um nur eins zu nennen), derKalender der Ägypter war vollgepackt mit Festen und Ritualen, die Kelten hatten ihre Jahreskreisrituale (die auch heute noch oft und in verschiedenen Ausführungen gefeiert werden), die Asatruar haben ebenfalls ihre Rituale, die begangen werden müssen, und auch das, was jeden Sonntag in den christlichen Kirchen stattfindet kann man mit Fug und Recht als Ritual bezeichnen. Die, die paganem Glauben (welcher Spielart nun auch immer) heute wieder – bzw. noch – folgen, feiern sie ebenfalls, wenn auch aufgrund von verloren gegangener „Anleitung“ bestimmt etwas anders als die Altvorderen, aber das ist hier nicht das Thema des Artikels. Was ist so wichtig an Ritualen? Sie geben Regelmäßigkeit, Struktur und den Mitgliedern der Gemeinde Halt, helfen bei Übergängen, bei Verlusten, bei Neubeginn und bei Beendigung. Speziell in der heutigen Gesellschaft ist es doch so, dass genau diese Art von Ritualen nicht nur vernachlässigt werden, nein, sie sind sogar fast verschwunden. Welches Mädchen wird heute beim Eintritt der ersten Blutung noch im Kreis der Frauen willkommen geheißen und gefeiert? Welcher Junge erhält sein Übergangsfest, wenn er seine Mannbarkeit erreicht hat? Etwas Ähnliches haben die Juden noch, mit der Bar Mitzwa bzw. der Bat Mitzwa, welche den Übergang der Kinder in die nunmehr erreichte Eigenverantwortlichkeit und den Eintritt – mit allen Rechten und Pflichten – der Gemeinde deutlich macht. Doch auch sie sagen, dass die Frau zur Blutungszeit unrein ist – um mal bei diesem Beispiel zu bleiben. Wenn zwei heiraten, wer weiß noch, was der Brautstrauß bedeutet, welcher Sinn hinter dem Blumenkranz steht, den sie auf dem Kopf trägt? Und wie sieht es mit dem Sterben aus? Was tun wir heute mit den „Alten“? Sie werden abgeschoben ins Spital oder ins Altenheim, liegen dort allein und warten... Da ist niemand der ihnen beim Sterben hilft. Und wenn der Tod da ist und die Beerdigung ist, spricht Pastor am offenen Grab die Worte „so beten wir für den, der diesem Toten hier als nächster nachfolgt“ und er schaut bezeichnend in die Runde der Anwesenden. Und, alle Anwesenden haben Angst, schauen sich beklommen an und denken „bitte nicht ich“, dann kommt der obligate Beerdigungskaffee. 12 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Ich frage mich: Wo ist das Übergangsritual, welches der Seele den Weg über die Regenbogenbrücke erleichtert? Genau wie die jeweiligen Rituale für die verschiedenen Lebensabschnitte ist auch dieses verschwunden. „Alt werden ist schlecht“ „Krankheit ist schlecht“ „Tod ist schlecht“ und alles wird verdrängt, weg geschoben, nicht wahrgenommen – nicht gelebt. Ich frage mich, wann das anders wird..und bin froh, dass so hart es auch war es zu lernen, auch anders gehen kann. Rituale die zum Leben dazu gehören Wie ich eben schon sagte, sind es diese kleinen Rituale, die – meiner bescheidenen Meinung nach – im heutigen „normalen“ Leben fehlen. Gut, was die meisten als „normales“ Leben kennen, ist sicherlich vom hier in Deutschland üblichen Glauben, dem Christentum, oder von Werbung, Erziehung und – ich möchte fast sagen – Konditionierung geprägt, doch es geht auch anders. Das habe ich – zwar auf die harte Tour – lernen müssen, und ich möchte Euch heute davon erzählen, wie ich es gemacht habe: Als am 04.04.2010 meine Mutter verstarb, war ich seit 2000 auf der Suche nach dem alten Wissen. Ich hatte bis dato schon gelernt, dass der Tod nicht das Ende ist, auch waren mir bis dahin schon einige Schicksalsschläge zugestoßen, jedoch noch kein Todesfall in der näheren Verwandtschaft. Ich hatte des öfteren mit ihr schon über das Thema zu sprechen versucht, jedoch kam dann nur – zugegebenermaßen flapsig -„anonym, so dass Du keine Last damit hast“. Der Tag kam, er war quasi die Probe auf's Exempel, ob ich umsetzen konnte, was ich mir erarbeitet hatte. Was tun war die Frage. Eine Woche nach ihrem Todestag bin ich in den Wald gegangen, und hatte ein paar meiner Gerätschaften dabei. Meine Ritualtrommel, ein kleines Fläschchen Whiskey, ein kleiner Salznapf, eine Kerze, Feuerzeug und eine Flasche mit Wasser. Ich bin dann etwas abseits der Wege gegangen, um sicher zu gehen, dass ich allein blieb und habe mir einen Baumstumpf ausgesucht, der sich für mich passend angefühlt hat. Dort habe ich mich niedergelassen, die Kerze kam mir gegenüber zu stehen, der Whiskey links, das Wasser rechts, das Salz direkt mir gegenüber. Nein, das ist nicht dem Elementekreis passend gewesen, aber so hat es sich für mich an diesem Tag als passend angefühlt. Dann habe ich meine Trommel hergenommen, einen langsamen Rhythmus gespielt und habe angefangen zu singen. Was ich gesungen habe? Hm..das weiß ich mittlerweile eigentlich gar nicht mehr so genau, ich weiß nur noch, dass „We all come from the Goddess“ dabei war. Durch die Trommel war ich eigentlich recht schnell „drüben“ und habe darum gebeten, dass sie jemand abholen kommt, damit sie den Weg über die 13 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Regenbogenbrücke gut findet. Meinem Wunsch wurde entsprochen, die Schwester meiner Mutter kam und hat sie mitgenommen. Ich konnte sehen, wie sie rüberging, und als ich wieder „bei mir angekommen“ war, sah ich, dass mein Lichtlein kurz vor dem Verlöschen war. Ich habe dann etwas von dem Whiskey in das Näpflein gegeben (das Salz hatte ich bei der Installation des Kreises lose vor mich hingelegt) und habe mich von meiner Mutter verabschiedet. Habe ihr noch diverse Dinge, die ich ihr noch erzählen wollte, gesagt und manche Träne vergossen. Als ich das Gefühl hatte, alles getan zu haben, habe ich den Rest von Whiskey und Wasser in das in der Nähe vorbei fliessende Flüsschen gegeben, Dank gesagt, den Kreis aufgehoben und bin nach Hause gewandert. Hat mich dieses Ritual gänzlich bzw. sofort von meiner Trauer befreit? Nein, das hat es nicht, aber das habe ich auch nicht angenommen. Warum hab ich es denn getan? Wie alle Begräbnisrituale – ob jetzt heidnisch, jüdisch, christlich, buddhistisch oder welcher Religion auch immer angehörend – war dieses Ritual für mich ein Abschiednehmen, und zwar auf meine heidnische Weise. Und ich denke auch, dass es meiner Mutter gefallen hat. Sie hatte – ebenso wie ich – etwas für Trommelmusik, Gesang und einen guten Whiskey übrig. Letzten Endes ist es ja so, dass die Rituale ein Strukturgeber sind, etwas, was das Leben in Abschnitte einteilt und uns den Übergang von einem Abschnitt zum nächsten bewusster, bedeutsamer, ja schöner erleben lässt als wenn man diese Rituale nicht begehen würde. Gut nun ist ein Beerdigungsritual eher selten als schön zu bezeichnen, aber ich bin überzeugt davon, dass man ein Abschiednehmen so schön wie möglich gestalten sollte, und sich nicht in ein Korsett drängen lassen sollte, schon gar nicht in ein Korsett, welches nicht mehr passt. Dies soll hierzu erst einmal reichen, ich beschreibe in einem weiteren Text in dieser Ausgabe ein Übergangsritual was mich selber betraf, als ich ins sog. Schwarzmondin-Stadium gewechselt bin. Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere ein paar Anregungen, Hilfe oder gar Rat für ähnlich – oder gleich – gelagerte Fälle aus meinen Worten ziehen konnte. Morag Zurück zum Inhaltsverzeichnis Mein Weg zur Schwarzmondin Schwarzmondfrau werden oder wie ich mich von meiner fruchtbaren Phase verabschiedet habe Das diesmalige Thema des Schlangengesanges kommt eigentlich passend, und doch ist es schwer für mich, genauer davon zu erzählen, wie ich zur Schwarzmondfrau geworden bin. 14 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Ich versuche es einmal: 2005 hieß es für mich, die Familienplanung neu zu überdenken, da ich aus gesundheitlichen Gründen keine hormonelle Verhütungsmethode mehr anwenden durfte und aus demselben Grund leider keine Kinder haben dürfe, wurde mir vom Arzt gesagt. Was also tun? Ich entschloss ich mich für die dauerhafte Lösung der Sterilisation. Um besser mit der Situation fertig zu werden und sie annehmen zu können habe ich folgendes Ritual gemacht: An einem Tag an dem der Mond abnahm, bin ich an meinen Lieblingsplatz in den Wald gegangen, habe mich dort hingesetzt, ein Licht angemacht und einen Brief, den ich vorher an das Kind, was ich evtl. bekommen hätte geschrieben habe – laut vorgelesen. Wie ihr euch denken könnt, habe ich schon beim Schreiben des Briefes manchen Träne verdrückt, und so war es auch nun. Ich erzählte den Bäumen, dem Wasser, den Elementen, die ich bei mir spürte, von meinem Vorhaben, und warum es sein musste. Als ich das Gefühl hatte, ich bin „fertig“ habe ich mich bedankt und bin nach Hause gegangen. 5 Jahre danach musste ich dann wiederum ins Krankenhaus, diesmal war eine OP nötig, ich musste mich nun gänzlich von der – zugegeben nur noch marginal vorhandenen – Möglichkeit verabschieden, Mutter zu werden. Am Vor-OP-Abend habe ich im Krankenhaus folgendes kleines Ritual gemacht: Ich legte auf dem Nachttisch einen Kreis mit einem Rosenquarz, einem Teelicht (welches ich dort eigentlich nie hätte entzünden dürfen, es hat aber keiner gemerkt, aber bitte nicht nachmachen), einem Wasserglas, einem Bergkristall. Ich habe mich auf die Flamme konzentriert, und im Gebet um Stärke, Rat, Hilfe und um Verständnis für meine Situation gebeten. Auch hier ging es nicht ohne Tränen ab. Als das Licht ausgebrannt war, hob ich den Kreis auf und bin durch die Flure gelaufen. Bei einem kurzen Stop an einem Fenster sah ich den Mond. Dort habe ich noch ein paar Minuten verweilt und hinaus gespürt und wusste, es ist alles in Ordnung. Als der Tag der OP anbrach, bin ich ganz ruhig und gelassen geblieben und das Aufwachen ging auch sehr schnell und relativ problemlos. Ich denke, dass die Rituale – beide – mir bei der Bewältigung der Verabschiedung meiner fruchtbaren Phase geholfen haben. Klar, es hat noch einiges an weiterer Arbeit gekostet, das Thema entgültig zu erledigen, jedoch wäre es mir ohne diese beiden kleinen Rituale weitaus schwerer gefallen, mit der Situation fertig zu werden. Das war der nächste Insiderbericht zum Thema Rituale und wofür sie gut sein können. Ich hoffe, es hat euch gefallen und täte mich freuen, wenn die eine oder andere Leserin hilfreiche Tips hieraus ziehen kann. Den Segen der Göttin für euch! Morag Zurück zum Inhaltsverzeichnis 15 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Wein Alkohol ist nach wie vor das bevorzugte Rauschmittel des Abendlandes und Wein ein beliebter Träger des Ethanols, des Stoffs, der für den Rausch zuständig ist. Aber nicht nur den Rausch, auch den guten Geschmack lieben wir am Wein. Dafür verantwortlich ist die Weinrebe Vitis Vinifera, besonders die gezüchtete Art der Edlen Weinrebe. Die Züchtung begann schon sehrfrüh, um ca. 7000 v. u.Z. wurden in Palästina und der Ägais Weinreben gezüchtet, systematischer Anbau kann bis 5000 v. u. Z. in Sumer und im Südkaukasus nachgewiesen werden. Damit ist die Weinrebe eine der ältesten Kulturpflanzen. Mittlerweile gibt es ca. 16800 verschiedene Rebensorten, die alle in der European Vitis Database, der Europäischen Weindatenbank, eingetragen sind. Die Reben sind anspruchsvolle Pflanzen, die guten Boden und gute Pflege benötigen. Gezüchtet wird die Weinrebe natürlich hauptsächlich wegen der Trauben, die frisch gegessen werden können oder zu Rosinen getrocknet werden. Zerstampft und unter Zugabe von Hefen vergoren wird daraus der Wein. Der erste Wein hat sich wohl aus Versehen entwickelt, weil jemand Traubensaft zu lange hat herumstehen lassen und wilde Hefen den Saft vergoren haben. Um die Gärung zu kontrollieren, setzt man inzwischen Reinzuchthefen ein, die eine gleichbleibende Qualität liefern. Außer dem Wein kann man aus den Trauben natürlich auch einfach den Saft pressen und trinken. Oder man kann ihn wie andere Fruchtsäfte auch in Essig verwandeln. Dazu verwendet man keine Hefen, sondern eine Essigmutter, eine Kultur aus Essigbakterien, die ein bisschen nach Qualle aussieht. Wein und die Tresterrückstände, die vom Traubenpressen übrig bleiben, können zu Schnaps destilliert werden. Destillierter Wein heißt Weinbrand, aus demTrester wird Grappa. Aus den Traubenkernen kann man ein gutes Öl pressen. Aus Weinlaub macht man Salben, die bei müden Beinen und Krampfadern helfen. Außerdem kann man sie essen, gefüllt mit Reis oder Hackfleisch als Dolma in Griechenland und der Türkei oder als Grillkäse wie in diesem Rezept: http://www.brigitte.de/rezepte/rezepte/kaese-im-weinblatt Wein als Getränk hat sich mit dem römisch-griechischen und später dem jüdisch-christlichen Kulturkreis über die ganze Welt verbreitet. Die Germanen und Kelten kannten keinen Wein, lernten ihn aber durch die Römer kennen. Das althochdeutsche Win, das walisische Gwin und das irische Fion sind genauso vom römischen Vino, dem griechischen Oinos und dem arabischen Wayn abgeleitet wie das russische Vino und das littauische Vynas. An solchen Wanderwörtern kann man oft die Herkunft einer kulturellen Errungenschaft erkennen. Erste Informationen über Weinbau und Weinkultur stammen aus dem alten Ägypten. Die Ägypter importierten Wein und auch die Weinrebe aus dem syrisch-palästinensischen Raum. Im Grab von Skorpion I. fand man 200 importierte Weihgefäße, die etwa von 3320 v.u.Z. stammen. Der Wein sollte den Königen im Jenseits alsGetränk dienen. Überhaupt war der erste Wein das Getränk der Oberschicht. Das Volk trank Bier, das einfach herzustellen war. Wein war als Importgetränk nicht für jeden zu bekommen und die Weinproduktion war aufwändig. Die Ägypter kultivierten den Weinanbau schnell. 26 Weinkrüge aus dem Grab des Tutanchamun liefern auf ihren Etiketten mehr Informationen als manche moderne Weinflasche heutzutage. Schon damals schrieb man das Jahr der Lese und die Traubensorte auf, ebenso den Besitzer des Weingutes und den Oberwinzer. Durch verbesserte Anbautechniken kamen nun mehr Menschen in den Genuss des Weins. Die Arbeiter in den Steinbrüchen bekamen zu Nahrung und Kleidung auch großzügig Wein ausgeteilt. 16 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Die Ägypter verwendeten den Wein auch als Grundlage für Arzneien, gegen dämonische Krankheiten empfahl ein Rezept zum Beispiel, Myrrhe wiederholt in Wein zu tauchen und trocknen zu lassen. Die wichtigste Bedeutung hatte der Wein aber für Rituale, und hier ganz besonders für Begräbnisrituale. Man glaubte wohl, dass Volltrunkenheit Ähnlichkeit hatte mit Tod und Auferstehung. Wein wurde als Trank der Götter angesehen. Osiris bezeichnete man an seinem Totenfest als Herrn des Weines. Der Gott der Weinpresse, des Parfüms und der Balsamierung war Schesemu. Er hatte eine dunkle Seite, denn wie die Weinpresse den Wein aus den Trauben, so presste er als Schlächter Blut und Leben aus den Menschen. Der Rausch galt als Weg, mit den Göttern in Kontakt zukommen, und so tranken die Ägypter bis zum Umfallen. Beim Fest der Trunkenheit, das während des Talfestes zu Beginn der Nilschwemme gefeiert wurde, trank man bis zur Bewusstlosigkeit. Die Göttin Hathor wurde als Herrin der Trunkenheit angesehen. Mit einem guten starken Wein konnte man diese gefährliche Göttin, die oft auch mit Bastet und Sekhmet assoziiert wurde, besänftigen. Rausch als ekstatische Erfahrung kannten auch die Griechen und Römer. Dort war es der Gott Dionysos bzw. bei den Römern Liber Pater, der später in Bacchus umbenannt wurde und mit Dionysos verschmolz, der den Wein zu den Menschen brachte. Die Kultivierung der Rebstöcke und Kelterung des Getränks war Sache von Priestern. Auch bei griechisch-römischen Festen war es oft das Ziel, sich bis zum Umfallen zu betrinken. Der Dionysoskult als Fruchtbarkeitsritus ragte besonders heraus. In Rom trieben es die Anhänger des Gottes so wild, dass der Kult zeitweilig verboten wurde. Privat und im stillen Kämmerchen wurde er weiterhin geduldet, öffentliche Feiern und vor allem Orgien auf offener Straße waren aber untersagt. Griechen und Römer mischten ihren Wein mit Wasser, wer ungemischten Wein trank, galt als kulturloser Barbar. Betrinken konnten sie sich trotzdem damit, und so wurden schon bald auch Stimmen laut, die Mäßigkeit beim Weintrinken forderten. Pythagoras erfand einen Becher der Gerechtigkeit, in den man nur eine bestimmte Menge Wein füllen konnte. Wer gierig mehr hineinkippte, sorgte dafür, dass alles auslief. Trotzdem, die Griechen tranken weiter, und die Etrusker und Römer übernahmen mit dem Weinbau auch die griechische Trinkkultur. Die Römer opferten ihren Göttern bevorzugt Trankopferwie Öl, Milch und Wein. Diese Trankopfer wurden oft mehrmals täglich durchgeführt, morgens und abends, beim Gebet, vor Symposien und danach. Trankopfer waren so beliebt, dass Heron von Alexandria einen Automaten erfand, der den Gläubigen nach Einwurf einer Münze eine Portion Opfertrank ausspukte. In der jüdisch-christlichen Kultur spielt der Wein eine weitgehend positive Rolle. Er steht für Lebensfreude und wird in der jüdisch-christlichen Bibel oft als Symbol verwendet. Im jüdischen Kiddusch wird Wein und manchmal auch Brot am Sabbat gesegnet, die christliche Religion verwendet Wein als Symbol des Blutes Christi im Abendmahl. Dass Wein zu Blut wird, ist nichts Neues. Schon die Dionysos-Verehrer glaubten, mit dem Wein das Blut ihres Gottes zu trinken, allerdings beschränkten sie sich nicht auf ein Schlückchen. Sagen und Legenden um den Wein gibt es viele. Im Märchen taucht oft genau im richtigen Moment ein Becher Wein auf, der dem Helden die Kraft gibt, alle Abenteuer zu bestehen. In der germanischen Sagenwelt lebte Odin von Wein, und Wein verlieh auch dem Menschen die Gabe zur Dichtkunst und zur Weissagung und schenkte ihnen übernatürliche Fähigkeiten. 17 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Um die Fruchtbarkeit der Felder zu fördern, besprengte man die letzte Garbe mit Wein oder Branntwein. In vielen Gegenden trinken Braut und Bräutigam bei der Hochzeit zusammen den Hochzeitswein aus demselben Glas, das manchmal danach zerbrochen wird. Weinsuppe zur Hochzeit soll die Fruchtbarkeit des Brautpaares fördern, und wer eine Mandel findet, die in der Suppe schwimmt, heiratet im selben Jahr. Ein "darauf trinken wir" gilt für Geschäfte und Verbindungen, für Hochzeiten und Taufen gleichermaßen. Auch die Toten bekamen ein Glas Wein und oft war es üblich, die Gräber mit Wein zu besprengen. So berichtet Euripides, dass ein Bauer, der an Agamemnons Grab vorbeikam, seinen Weinschlauch öffnete und etwas Wein opferte. Mit Wein kann man auch zaubern. Beliebt ist er als Liebestrank dem Geliebten gegeben, vielleicht noch mit ein paar würzenden Wunschkräutern versehen, damit er auch wirklich anziehend ist. Kirke würzte den Wein mit Kräutern, um die Gefährten des Odysseus in Schweine zu verwandeln. In der Volksmedizin wurde der Wein zur Kräftigung, bei Schwindsucht, Blutarmut und Schwäche angewandt. Oft war es wichtig, dass das Glas zerbrochen wurde, nachdem der Kranke daraus getrunken hatte. Magisch unterstützt der Wein die Fruchtbarkeit. Um das Wachstum im Garten zu fördern, kann man Weinreben auf die Gartenmauer malen, was schon die alten Römer getan haben sollen. Weinreben, auf den Altar gelegt, helfen bei Geldzaubern. Auch den Intellekt soll der Wein unterstützen, dann aber wohl eher nicht in flüssiger alkoholischer Form sondern als Trauben und Rosinen gegessen. http://de.wikipedia.org/wiki/Weinrebe http://de.wikipedia.org/wiki/Edle_Weinrebe http://de.wikipedia.org/wiki/Weintraube http://de.wikipedia.org/wiki/Wein http://de.wikipedia.org/wiki/Weinbau http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Weinbaus http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Weinbaus_in_Griechenland http://de.wikipedia.org/wiki/Dionysos http://de.wikipedia.org/wiki/Liber http://de.wikipedia.org/wiki/Bacchus http://de.wikipedia.org/wiki/Trankopfer http://de.wikipedia.org/wiki/Wein_im_Alten_%C3%84gypten http://de.wikipedia.org/wiki/Talfest http://de.wikipedia.org/wiki/Essig http://de.wikipedia.org/wiki/Ekstase http://de.wikipedia.org/wiki/Rausch http://de.wikipedia.org/wiki/Weinrebenbl%C3%A4tter http://www.brigitte.de/rezepte/rezepte/kaese-im-weinblatt Hanns Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens; Digitale Bibliothek Band 145 Scott Cunningham: Enzyklopädie der magischen Kräuter, Stb-Verlag Marion Zurück zum Inhaltsverzeichnis 18 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Wein – Ritualpflanze oder nur Rohstoff für ein leckeres Getränk? Wein... das Wort allein löst bei mir Assoziationen aus, die mich entweder ins alte Griechenland zu Bacchus führen, oder mich an ein leckeres Diner mit dem dazugehörenden guten Tropfen denken lassen, auf jeden Fall hat es mit Feiern zu tun. Schauen wir jedoch erst einmal, was Wein ist und fangen mit der Sprache an: Man kann nicht genau erklären bzw. herausfinden woher das Wort „Wein“ denn nun stammt. Angefangen von dem georgischen ghwino bis zum arabischen wayn sind die jeweiligen Bezeichnungen alle sprachlich miteinander verwandt. Man geht aufgrund der Funde jedoch davon aus, dass der Weinbau in den vorderasiatischen Ländern schon seit dem 6ten Jahrtausend vor Christus betrieben wurde und diese gelten heute als die Ursprungsländer des Weinbaus. Die Römer sowie Kelten, Wikinger und die anderen Handelsvölker haben dann die Reben – und natürlich auch den schon fertigen Wein – in die Welt hinausgetragen und für dessen Verbreitung gesorgt. Botanisch gesehen kommt der Wein von der Weinrebe, der Vitis Vinifera bzw. der europäischen Variante, der Vitis Vinifera subs. Vinifera. Da diese nicht reblausresistent ist, wird sie auf resistente Arten, etwa die Vitis riparia, Vitis rupestris oder die Vitis berlandieri, welche wilde Weinreben sind, aufgepfropft. Weiter besteht auch die Möglichkeit, die Vitis Vinifera auf eine Kreuzung der verschiedenen resistenten Arten aufzupfropfen und dann wachsen zu lassen. Was gibt es für Weine? Nun..das ist leicht, meint man, Rotwein, Weißwein und Roséwein. Ne,...es gibt noch mehr...schauen wir mal: Likörweine, Schaumweine oder „neue Weine“ gibt es auch noch. Beim Likörwein wird gemeinhin ein Spritzer Weinbrand hinzu gegeben, damit mehr Volumenprozente erreicht werden. Ein Vertreter dieser Sorte ist z.B. der Marsala oder der Madeira. Schaumweine sind die, denen Kohlensäure zugesetzt wurde, damit sie im Glas perlen. Neue Weine sind der Federweiße oder Weine, die gerade abgefüllt sind und noch nicht gealtert sind. Lasst uns nun einmal schauen, in wie weit Wein etwas mit dem Feiern zu tun hat: Nicht nur wir in der heutigen Zeit bedienen uns des Weines um des Genusses Willen oder als Schmankerl zu einem guten Käse, nein, schon die „Alten“ haben zum Wein gegriffen, wenn es etwas zu feiern gab. Die Ägypter nutzten Weine für ihre Feste, weil sie der Ansicht waren, dass der Rausch eine Nähe zu den Göttern schaffe. Dionysos oder Bacchus werden gar als Wein trinkender Mann oder älterer Herr dargestellt, der mit Traubenkranz auf dem Kopf dem Rebensaft frönt. Feierten die Römer die Bacchanalien, wurde reichhaltig dem Weine zugesprochen, und nicht nur das, sie benutzten auch psychodelische Pilze und sogar Tollkirschen, um den Rausch und den Zugang zu den Göttern zu erreichen. Die Bacchantinnen trieben es – angefeuert durch den Alkohol – mitunter sehr doll, tobten mit Masken durch die Stadt, feierten wilde Orgien, kurz, sie stellten alles auf den Kopf. Da die Römer der damaligen Zeit anfingen, sich gegen die „griechischen Einflüsse“ auf ihre Kultur aufzulehnen – in den Bacchus-Kult flossen immer mehr Bestandteile der Dionysos-Verehrung, die ebenso wild und enthemmt war 19 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 – ein, kam es im Jahre 186 v. Christus zum „großen Knall“, dem Baccanalienskandal. Im Zuge der Untersuchung und der Repressalien, die folgten, wurden 7000 Männer und Frauen hingerichtet. In der Konsequenz wurden die Feiern genehmigungspflichtig. Wer feierte seine Rituale noch unter Zuhilfenahme des roten Rebensaftes? Auch die Christen und die Juden kennen den Wein als Ritualzutat. Bei den einen findet man koscheren Wein auf dem Sabbat-Tisch im Kiddusch-Kelch, beim Pessach-Fest und auch bei der Hochzeit. Bei den anderen symbolisiert der Wein, durch die Transsubstantiation, das Blut Christus. Die Bücher Mose vergleichen – bzw. benennen – das jüdische Volk mit einem Weinberg. Das Wirken des heiligen Geistes wird von den Katholiken als „neuer Wein“ bezeichnet. Auch in der heutigen Zeit gibt es – sicherlich stark abgespeckt, aber dem Sinn nach – noch die Bacchanalien, denn, sind wir einmal ehrlich, nichts anderes sind doch die Weinfeste, die heute rund um die Weinbaugebiete zur Lese abgehalten werden. Ich verwende Wein in meinen Ritualen höchst selten, meist nur beim Samhain-Essen. Dann sage ich Dank für das Jahr über meinem Glas Wein und opfere selbstverständlich auch davon, genau wie von den Speisen, die ich zubereite. Hat der Wein noch andere Qualitäten, die man nutzen kann? Ja hat er, Rotwein zum Beispiel wird eine gefäßpflegende Wirkung nachgesagt und das rote Weinlaub, zur Salbe verarbeitet, ist ein guter Helfer bei Besenreißern und Krampfadern. Ich hoffe, euch hat mein Ausflug in die Ritualgeschichte sowie in die Weinkunde – die zugegebenermaßen recht kurz gehalten war, würde sie alleine schon einen Artikel von mehreren Seiten benötigen – gefallen und sage hier: Bitte übertreibt es nicht, denn auch Wein ist Alkohol und man sollte – so man ihn trinken will, bitte verantwortungsvoll damit umgehen und Maß halten. Und wer Tabletten nehmen muss, der sollte den Wein – beim Ritual und beim Genuss – durch sein antialkoholisches Äquivalent – den Traubensaft – ersetzen. Der schmeckt den Göttern bestimmt genau so gut wie uns. In diesem Sinne auf Eurer und der Götter Wohl! http://de.wikipedia.org/wiki/Wein http://de.wikipedia.org/wiki/Bacchanalien http://de.wikipedia.org/wiki/Transsubstantiation Morag Zurück zum Inhaltsverzeichnis 20 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Karneol Wer richtig feiern will, braucht gute Laune, und für die kann der Karneol sorgen, denn er soll die Lebensfreude verstärken. Chemisch ist er eine Variante des Chalcedon. Seine Farben liegen zwischen orange-rot und braun, einfarbig oder weiß gebändert. Die Farbe bekommt er von seinem Eisengehalt. Beliebt waren schon im Altertum die dunklen Steine, die im Licht rötlich schimmerten. Diese Variante nannte man Sarder, und half ihr gerne mit Wärme auf die Sprünge, denn das Rot des Karneols lässt sich durch Erhitzen verstärken. Diese Technik kannten schon die Etrusker und Phoeniker, die die Steine gern als Schmucksteine verwendeten. Siegelringe und Kameen ausKarneol waren auch bei den Ägyptern sehr beliebt. Wegen seiner blutähnlichen Farbe galt der Karneol als Lebensstein und wurde bei Bestattungsritualen verwendet. Bei Ausgrabungen fand man Karneol in Kreta, in Troja und in Rom. Seine Verwendung als Siegelring wurde über die Antike hinaus beibehalten. Martin Luther hatte einen Ring aus Gold und Karneol, in dem sein Wappen eingraviert war. Im sächischen Kronschatz von August dem Starken ist die Karneolgarnitur mit 123 Teilen die umfangreichste von allen Juwelengarnituren. Zu bewundern sind diese wie auch Luthers Ring im Dresdener Schloss. Im Mittelalter verwendete man den Karneol auch für teure Puppen, weil es eine Varietät gibt, die der menschlichen Haut sehr ähnlich sieht. Seinen Namen hat der Karneol wahrscheinlich von der Kornellkirsche, an deren Farbe manche Steineerinnern. Finden kann man ihn an ca. 120 Lagerstätten auf der Welt, als Überzug von anderem Gestein, im Inneren von Achaten eingebettet oder auch lose in Flussgeröll. In der Volksmedizin sollte der Karneol gegen Verzauberungen helfen, Blutungen stillen und laut Hildegard von Bingen Erkältungskrankheiten, Husten und Kopfschmerz kurieren. Seine größte Fähigkeit war, den Charakter zu verbessern, wie ein Gedicht Konrad von Mengenberg von 1354 behauptet: Wer schwach ist, aber fest sein möchte, wer lau ist, aber brennen möchte, wer feig ist, aber kühn sein möchte, wer Knecht ist, aber Herr sein möchte, der trage immer einen Karneol. (Quelle: Wikipedia) Und Männern, die einen Karneol bei sich tragen, sollen auch noch die Frauen geradezu hinterherlaufen. Als Heilstein gibt der Karneol Mut und die Fähigkeit, bei der Sache zu bleiben. Er stärkt die Lebensfreude und den Gemeinschaftssinn. Er erdet und hilft, im Hier und Jetzt zu bleiben. Wer beherzt zupacken muss, findet im Karneol eine Unterstützung. Gesundheitlich hilft er dem Stoffwechsel auf die Beine, regt den Kreislauf an und säubert das Blut. Er soll bei Rheuma und Arthritis helfen und Blutungen jeder Art stillen. Auf das erste oder zweite Chakra aufgelegt stärkt er den Unterleib, vertreibt Beschwerden und unterstützt ggf. eine Schwangerschaft. Karneol macht zäh und standfest, er hilft, den Alltag zu ertragen, auch wenn dieser mühseelig ist, und gibt Mut und Lebensfreude, um trotzdem zu feiern. Das alles sind Eigenschaften, die besonders in schwierigen Zeiten eine große Hilfe sind. http://de.wikipedia.org/wiki/Karneol http://www.ruebe-zahl.de/karneol.htm Michael Gienger: Die Steinheilkunde; Vlg Neue Erde Marion Zurück zum Inhaltsverzeichnis 21 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Der Jahreszeitentisch Schon seit vielen, vielen Jahren ist der Jahreszeitentisch oder Jahreszeitenaltar eine feste Institution in meinem Jahreskreis. Ich glaube, die Idee stammt von den Anthroposophen. Zumindest habe ich so etwas in der anthroposophischen Spielgruppe gesehen, in der meine Tochter als Kleinkind war. Ich persönlich habe den ersten Jahreszeitentisch bei einer Ritualfeier zum Herbstfest, der herbstlichen Tag-und-Nachtgleiche erlebt. Ich fand es eine wunderschöne Idee, dass jede von uns einen jahreszeitlich passenden Schmuck für den Altar mitbringen sollte. Wir räumten also den alten Jahreszeitentisch ab und stellten dabei fest, dass sich der Charakter der Jahreszeit geändert hatte und wie sich ein neuer Aspekt in unser jahreszeitlich geprägtes Leben drängte. Ein Teil des Jahres verabschiedete sich und ein neuer stellte sich in unseren Blickwinkelt und mit ihm ein neuer, zentraler Gedanke. Jede neue Jahreszeit oder Veränderung der Vegetation bringt auch eine Veränderung der Gefühlsebene und der Gedankenwelt. Schon das Auflegen einer farblich passenden Decke auf den kleinen Tisch brachte den neuen Aspekt zur Geltung. Wir stellten neben einer Kerze und einem Räuchergefäß auch unsere Mitbringsel der Reihe nach auf. Jede durfte ihr Mitbringsel erklären und einen Wunsch für das Fest aussprechen. So konnte in das Schmücken des Jahreszeitentisches die Vorstellung der Festgäste für die bevorstehende Feier mit einfließen. Ich übernahm diese schöne Idee für mein Zuhause und suchte einen passenden Tisch. Dann kaufte ich bunte Stoffe und sammelte nach und nach in der Natur hübsche, jahreszeitlich passende Dinge. Das ein oder andere Extra lief mir über die Jahre hinweg auf Märkten oder in Läden über den Weg und so entstanden für die verschiedenen Feste des Jahreskreises die Tischdekorationen. Meist schmücke ich den Jahreszeitentisch am Tag des Festes oder aber, wenn dieses Fest unter der Woche liegt, auch schon am Wochenende davor. Bei einigen Festen macht es Sinn, von dieser Regel abzuweichen. Da die Christen die vier Wochen vor der winterlichen Sonnenwende in die sogenannte „Adventszeit“ umgewandelt haben, in der die Häuser traditionell geschmückt werden, halte ich es durchaus für angebracht, den Schmuck für das Julfest schon Ende November oder Anfang Dezember aufzustellen. Oft habe ich dann schon kurz nach dem Neujahrsbeginn keine Lust mehr auf weihnachtlichen Schmuck – also fliegen die Weihnachtssachen bei mir schon am 6. Januar, dem Perchtentag, raus. Dafür habe ich dann eine Deko für den Perchtentag, die dann, manchmal nur leicht verändert über das Lichtfest hinaus bis kurz zur Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche bleibt. Im Anschluss will ich ein paar Anregungen für die Jahreszeitentisch-Dekoration geben. Es sollen nur Anstöße sein, hier ist wie immer der eigene Geschmack und die eigene Phantasie gefragt. 22 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Lichtfest (2. Februar) Endlich kehrt das Licht zurück. Merklich werden die Tage länger. Zum Thema des wiedererstarkenden Lichts, aber auch des Winters, passt eine weiße Decke. Sie symbolisiert die weiße Schneedecke, die jungfräuliche Göttin in ihrem ersten Aspekt und auch die Helligkeit des Lichts -der nun immer länger werdenden Tage. Zur Deko passen weiße Kerzen, weiße Federn und gebastelte oder echte Schneeglöckchen, Christrosen oder Krokusse. Auch Figuren und Symbole der jungfräulichen Göttin (Artemis, Brigid, Amazone) passen gut hierher: Pfeil und Bogen, die Hirschkuh, der Kessel der Inspiration, das keltische Kreuz oder eine Amazonenfigur. Wie bereits gesagt, dekoriere ich den Tisch schon Anfang Januar und feiere damit auch das Perchtenfest. Deshalb stehen auf meinem Tisch auch immer Perchtenmasken, wie sie die zweigesichtige Frau Perchtträgt. Überhaupt lassen sich zum Lichtfest sehr gut auch die Masken und Symbole des Faschings/Karnevals integrieren: Masken, Rasseln und Schellen sowie Konfetti auf dem weißen Tuch. Ostara (20./21. März, Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche) Das Thema dieses Festes ist das Erwachen der Natur aus ihrem Winterschlaf. Die Knospen schwellen und es zeigt sich das erste, zarte Grün. Dazu erlebt man, wie der Fortpflanzungstrieb der Tiere erwacht und wir können überall die Balzrituale sehen. Die dazugehörige Göttin ist die Herrin der Tiere. Ob als Artemis, Kybele oder Inanna/Ishtar. Sie alle wurden mit ausschweifenden Frühlingsfesten gefeiert. Farblich lässt sich der Jahreszeitentisch am besten mit zartem Grün oder Gelb decken. Dazu passen Frühlingsblumen (Märzenbecher, Tulpen, Narzissen, Krokusse, Traubenhyazinthen) oder Zweige der Frühlingsblüher wie Weide, Hasel, Forsythie oder Kirsche. Natürlich gehören Eier zur Jahreszeit: verschiedene ausgeblasene Eier (Huhn, Ente, Gans, Wachtel) oder bunt bemalte, respektive dekorierte Eier, die man an die Zweige hängen kann. Außerdem sind Küken und Figuren von Tierkindern ebenso gut geeignet wie die klassischen „Osterhasen“. Maifest, Walpurgis, Beltane (30. April/1. Mai) Beim Maifest wird die erotische Macht der Liebe gefeiert; die Vereinigung der Göttin mit dem Gott-Heros. Typische Göttinnen für dieses Fest sind Aphrodite, Venus, Freya oder Oshun. Die Natur steht in voller Pracht. Das kräftige Grün und die intensiven Farben der Blumen und Bäume zeigen die Macht der erotischen Liebe. Unseren Jahreszeitentisch können wir mit einer hellroten oder einer grün-rot gemusterten Decke schmücken. Dazu passen gut erotische Symbole wie die Kaurimuschel, Herzen oder Venusfigürchen. Ebenso sind Schmuck und Edelsteine ideale Dekoartikel: Perlenketten, Kristalle, Heilsteine (Rosenquarz, roter Jaspis), Korallen oder Edelmetall. Rote Rosen, die Blumen der Venus, sollten auch nicht fehlen. Wer möchte kann eine Duftlampe mit ätherischen Blumenölen aufstellen. Die Taube als Tier der Aphrodite und auch andere Vögel sind eng mit dem Thema Liebe verbunden. Sommersonnenwende (21. Juni) Zur Sonnenwende ist die Natur auf dem Höhepunkt ihrer Entfaltung. Die Tage sind lang, die Nächte kurz, damit tanken die Sommerfrüchte wie Beerenobst und Kirschen die Sonnenkraft. Auch viele Kräuter kommen jetzt in die Phase ihrer größten Wirksamkeit. Die Menschen verbringen so viel Zeit wie möglich draußen und fast alle Gemeinschaften feiern den Sommer mit rauschenden Festen und Lagerfeuern. Die Fülle des Lebens zeigt sich an den heranwachsenden Tierkindern, es ist die Zeit der Familien -der Liebespaare. Göttinnen sind die Muttergöttinnen wie Isis, Hathor, Juno und Terra Mater aber auch die Göttinnen, die einen Sohn-Geliebten haben: Inanna/Ishtar mit Dumuzi, Aphrodite mit Adonis und Kybele mit Attis. Als Farbe für den Jahreszeitentisch bieten sich alle bunten Farben des Sommers an: Orangerot, Feuerrot (wenn nicht schon für den Maitisch verwendet) oder ein dunkles, tiefes Rot. Zur Dekoration eignen sich Obst und Blumen (v.a. Johanniskraut und Küchenkräuter), Sonnen-und Feuersymbole. Auch Schlangen und Drachen als Symbole der Erd-Muttergöttin sind hier einsetzbar oder die Kühe und Schweine, die oft Begleittiere der Muttergöttinnen sind. Korn-, Brot-oder Schnitterinfest, Lughnasad, Lammas (2. August) Die Getreideähren sind jetzt reif, strohgelb neigen sie sich der Erde zu. Es ist die Zeit der Getreideernte, die traditionell mit Brotfesten gefeiert wird. Noch ist es heiß und die Sonne brennt vom Himmel, aber die Tage 23 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 werden schon kürzer – der Anfang vom Ende der Vegetationsperiode. Zeit für das erste Erntefest. Symbolisch steht die Zeit für diejenige Phase im Leben, in der sich die Kinder beginnen abzunabeln und wir lernen müssen, sie loszulassen. Das sehen wir auch in der Natur. Es ist die Zeit der Kräuterweihe und des Frauendreißigers, in der man die von der Sonne des Sommers wirkstoffreichen Kräuter erntet, trocknet und im Haus aufhängt. Die Getreidegöttinnen Demeter und Ceres sind Patinnen für diese Phase des Jahres. Wir dekorieren den Jahreszeitentisch mit einer strohgelben Decke, mit Sonnenblumen und Getreideähren, mitBroten und verschiedenen Getreidekörnern. Wir können Puppen oder Kränze aus den Ähren binden und die frisch getrockneten Kräuterbuschen dekorativ aufstellen. Eine Sichel ist auch ein gutes Symbol für dieses Fest. Herbstfest, Herbst-Tag-und-Nachtgleiche (22./23. September) Es ist Herbst. Auch wenn die Spätsommersonne manchmal noch darüber hinwegtäuscht, lassen die kühlen Nächte und das Glitzern des Morgentaus in den Spinnennetzen erkennen, dass das Sommerhalbjahr vorbei ist. Die Feldfrüchte werden eingebracht, die Erntedankfeste gefeiert. Die Blumen und Sträucher haben ihre Samenkapseln ausgebildet und bereiten sich auf die nächste Generation vor. Auch die Hirsche sind in der Brunft, es gilt für das kommende Jahr den Nachwuchs zu sichern. Wenn es feucht genug ist, kann man wunderbar Pilze sammeln. Der reife Mensch blickt gelassen auf sein Leben zurück, er hat die Früchte seiner aktiven Zeit eingefahren, lehnt sich nun in Ruhe zurück und beobachtet seine Enkel. Die reiferen Göttinnen sind Patinnen für dieses Fest: die römische Terra Mater, Magna Mater, Hekate oder auch Persephone, die Unterweltsgöttin, die nun ihren Platz an der Seite ihres Geliebten Hades einnimmt. Aber genauso Inanna/Ishtar, die durch die sieben Tore den Gang in die Unterwelt antritt, kann Stellvertreterin für dieses Fest sein. Die Farben für die Tischdecke sind dieses Mal passend zur Färbung der Blätter: Hell-, Rot-oder Dunkelbraun oder Dunkelrot. Zur Deko eignen sich Herbstblätter, Samen und Beeren, Zapfen, Nüsse, Kastanien und Pilze aus Holz, Keramik oder Filz. Als tierische Deko eignen sich Igel und Eichhörnchen. Ahnenfest, Halloween, Samhain, Allerseelen/Allerheiligen (31. Oktober/1. November) Dieses Fest ist dem Gedenken an die Ahnen gewidmet. Im Jahreskreis sind nun die letzten Früchte, die Wurzelfrüchte, geerntet und die Natur bereitet sich auf die Ruhepause vor. Die meisten Blätter sind schon von den Bäumen gefallen und je nach Witterung haben auch viele Tiere schon ihr Quartier für die Winterruhe oder den Winterschlaf bezogen. Die Zugvögel sind in den Süden geflogen. Im keltischen Jahreskreis war dies das Ende des Vegetationsjahres und somit auch der Beginn eines neuen Jahres. Auch für den Menschen steht diese Zeit im Zusammenhang mit dem Tod und dem Jenseits. Man besucht die Gräber der Ahnen, schmückt diese und bereitet sie für den Winter vor. Dabei steht man in innigem Kontakt zu den Vorfahren. Es ist die Zeit der Weisen Alten, der Greisin, der Schwester Tod. Die Unbarmherzige, Unvermeidbare, die Wandlerin tritt in unser Leben und beendet es. Sie löscht den nurmehr lau glimmenden Funken des Lebens und birgt ihn in ihrem Schoß während der Ruhepause. Sie wandelt Leben in Tod und Tod in Leben. Wir verehren nun Hekate, Persephone, Hel, Kali, Frau Holle, Perta/Perchta/Berta, Cailleach und die Banshees. Die Farbe des Festes ist schwarz. Als Dekoobjekte eignen sich Kürbisse, Kerzen, Spiralen, Labyrinthe, Schneckenhäuser, Wurzeln, kahle Äste, Hexenfiguren und Ahnenbilder. Tiere für den Jahreszeitentisch sind Hunde, Wölfe, Krähen und Raben. Wintersonnenwende, Julfest, Raunächte (21. Dezember) Die dunkle Zeit nähert sich dem Ende. Wir warten sehnlichst auf eine Wiedergeburt des Lichts. Ebenso wie unsere Vorfahren erkennen wir das Ende der kurzen Tage und die Zunahme des Lichts als Wiedergeburt. Die unbesiegte Sonne (Sol invictus) wird wiedergeboren und schenkt uns die Hoffnung auf Besserung. Das Land liegt still, es ruht, aber in dem Keim des Lichts steckt die Kraft des Sommers. Sie muss nur noch wachsen. Wir holen uns immergrüne Pflanzen ins Haus: Tanne, Fichte, Buchs und Mistel und schmücken die immergrünen Gewächse mit bunten Schleifen, Kugeln und Kerzen, um das Licht zu verstärken. Wir feiern die Wiedergeburt nach dem Tod – das neue Leben. Göttinnen dieses Festes sind: Frau Holle, Perchta/Perta/Berta, Isis oder auch Maria. Farben für die Tischdecke können Violett, Blau und Schwarz mit goldenen oder silbernen Sternen sein. Zur Dekoration eignen sich Kerzen, Papier-oder Strohsterne, Räuchermännchen, Julbogen, Schneeflocken aus unterschiedlichen Materialien, Misteln, Stechpalme und Tannenzweige. Gewürze wie Zimt, Sternanis und Nelken können zu einem Duftpotpourri angeordnet werden und zur Räucherung eignen sich Weihrauch, Myrrhe und Wacholder. Die Tiere der Wintersonnenwende sind das Schwein und der Bär oder die Schlange, die durch ihre Häutung eine symbolische Wiedergeburt erfährt. 24 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Wer sich noch weitere Anregungen für die Gestaltung von Jahreszeitentischen holen will, kann in den folgenden Büchern nachlesen. Das letzte davon eignet sich vor allem für Jahreszeitenfeste in Familien mit Kindern. Eva Windele, Jahreszeiten, Magie, Heilung, Neue Erde Verlag, Saarbrücken, 2008 Brigitta de las Heras, Die Reise durch den Jahreskreis – Rituale, Phantasiereisen und Tänze zu den 8 Jahreskreisfesten, Schirner Verlag, Darmstadt, 2005 Christiane Kutik, Eva-Maria Ott-Heidemann, Das Jahreszeitenbuch, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart, 2000 artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis Eine praktische Anleitung zur Selbstsegnung Da ich weiß (auch von mir selber) dass viele Frauen heute damit Probleme haben, sich als wertvoll, schön, liebenswert, fähig und stark zu sehen, möchte ich euch heute ein kleines Ritual an die Hand geben, nämlich: Die Selbstsegnung. Was ist die Selbstsegnung denn nun genau? Nun es ist ein kleines Ritual, welches den Zugang zu sich selbst, das Wahrnehmen des Selbst, die Annahme des Selbst, die Akzeptanz des Selbst, erleichtern beziehungsweise überhaupt ermöglichen soll. Zumindest hilft es dabei, wenn Frau in der Wanne sitzt und die Selbstsegnung durchführt, sich wieder ihrer Weiblichkeit bewusst zu werden und sich in einem neuen – angenehmen – Licht zu sehen. Weiter kann das Ritual helfen, wenn der Zugang zur Göttin und/oder zum Gott scheinbar verloren gegangen ist. Wann und wie geht die Selbstsegnung? Man kann sie eigentlich überall durchführen, ich mach es gern beim Baden, weil man sich da a) im Element befindet, welches für das Gefühl steht und b) in der Ruhe mit sich selber ist. Sollte dies nicht gewährleistet sein – z.B. wenn Kinder und/oder Mann oder Haustiere noch Aufmerksamkeit möchten, ist es eher schlecht durchführbar, aber da kann sich der Herr des Hauses ja um Kind und Hund/Katze kümmern. Oder, Frau macht es, wenn er nicht im Haus ist und eine Zeit der Ungestörtheit möglich ist. Zumeist stelle ich mir zusätzlich noch ein „Liebesbad“ zusammen, einen luxuriösen Badezusatz etwa mit Rosenöl, Honig, Milch, Lavendel oder ähnliches. Der Varietäten sind hier viele und ihr habt bestimmt euer Lieblingsrezept schnell gefunden. Dann hinein mit dem Badezusatz ins Wasser und es kann losgehen: Zuerst nehme ich mir ein paar Minuten Zeit, um ganz bei mir anzukommen, aufmerksam zu sein, Bewusstsein für mich zu erlangen. Dann beginne ich mich mit einem Duschgel (auch möglichst reichaltig) einzucremen – dieses kann man durchaus auch durch eine Salbung mit Öl ersetzen wenn man nicht baden mag – und gehe wie folgt vor: „Oh Göttin, segne meine Füsse, die auf Deinen Wegen wandeln. Mach sie stark, damit ich in Deinen Fußstapfen wandeln kann“ 25 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Während du dies sprichst, wäschst du deine Füsse, oder salbst sie mit einem schönen Öl, wenn die Selbstsegnung nicht im Badewasser durchgeführt wird. „Oh Göttin, Segne meine Schienbeine, die meinen Körper tragen. Hilf, damit ich nicht wankend werde“ Während dieses Satzes sind die Schienbeine dran. „Oh Göttin, segne meine Knie, damit sie sich nur vor Deinen Werken beugen. Hilf, damit sie sich nicht schwach werden.“ Während du das sprichst, die Knie behandeln. „Oh Göttin, segne meine Oberschenkel damit sie sich nie verbiegen lassen, stark bleiben und mich tragen. Segne auch meinen Po, damit ich standhaft bleibe“ Während Du dies sagst, behandele die Oberschenkel bis zum Popo. „Oh Göttin, segne meinen Schoß, damit ich Freude und Fülle schenken kann, damit ich Ideen/Taten gebären kann, und sie mit dem göttlichen Funken erfüllen kann“ Während du dies sagst, behandele deinen Schoss bis hoch zum Nabel. (Ergänzung: Solltest du die Selbstsegnung während einer Schwangerschaft durchführen, kannst Du die Bitte abwandeln in „..damit ich neues Leben gebären kann“) „Oh Göttin, segne meine Brüste, damit ich die nähren kann, die meiner bedürfen.“ (auch hier kann es wieder in einer Schwangerschaft heißen: „mein Kind mit meiner Liebe nähren kann“) Wenn Du diese Worte sprichst, behandele die Brust. „Oh Göttin, segne meine Stimme, damit sie Deine Wahrheiten ausspricht, lass mich bei Ungerechtigkeiten nicht stumm bleiben.“ Sprichst Du diese Worte, so behandle Hals, Kehlkopf, Mund und Lippen. „Oh Göttin, segne meine Nase, damit ich Deine Wohlgerüche erkennen kann.“ Bist du bei diesen Worten angelangt, ist deine Nase an der Reihe, gewaschen oder gesalbt zu werden. „Oh Göttin, segne meine Augen, damit ich Dich sehe, damit ich Deine Taten/Werke und Wahrheiten erkennen kann.“ Während du das sprichst, behandle deine Augenlider – doch bitte Vorsicht bei Ölen, die reizen die Augen, also hier lieber die Brauen nehmen oder – solltest Du in der Badewanne sitzen – passe auf auf Seifenschaum auf. Der brennt in den Augen. „Oh Göttin segne meine Ohren, damit ich deine Stimme in der Welt hören kann. Auf dass ich dich im Wind hören kann.“ Während du diese Worte sagst, so behandele deine Ohren. „Oh Göttin, segne meine Stirn, damit Dein Licht aus mir leuchten kann.“ Nun ist deine Stirn an der Reihe, bedacht zu werden. „Oh Göttin, segne meine Haare, damit Deine Schönheit in mir sichtbar ist“ Nun sind deine Haare dran. Salbe oder wasche sie. Nun lass noch ein wenig Zeit verstreichen, spüre nach, welche Energie herrscht, was diese Selbstsegnung in dir ausgelöst hat. Fühle dich geliebt, angenommen, ganz und gesund. Steige nun aus der Wanne, und nimm dir noch weitere Zeit. Zeit, um die Ruhe, die sich eingestellt hat, zu würdigen und zu genießen. 26 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Selbstverständlich können die Männer unter euch diese Selbstsegnung ebenso durchführen, wie die Frauen. Sie sollten den Text eben nur an den passenden Stellen ein wenig umgestalten. Über den Sinn der Selbstsegnung habe ich nun schon etwas gesagt, doch die Erfahrung damit, die müsst ihr selber sammeln. Ich hoffe, sie hilft euch genau so wie sie mir geholfen hat. Inspiriert von Z.Budapest Morag Zurück zum Inhaltsverzeichnis Efeukranz Schon in der Antike wand man Kränze für die Gäste eines Festes. Dionysos, Bacchus und auch der ägyptische Gott Osiris wurden üblicherweise mit Efeukranz dargestellt. Zu den „Symposion“ genannten abendlichen Zusammenkünften, aber auch zu den wichtigsten religiösen Festen, fertigte man Kränze aus Blumen und immergrünen Pflanzen. Gerade zu den Festen des Weingottes Dionysos, den die Römer Bacchus nannten, wurden Kränze aus Efeu hergestellt. Selbst die Becher wurden bei den Trinkgelagen gerne mit Efeublättern umgeben. Warum nahm man ausgerechnet den Efeu für die Kränze und nicht das Weinlaub, das ja eigentlich typisch für einen Weingott sein müsste? Der Philosoph und Orakelpriester Plutarch schrieb, dass der Efeu „gewalttätige Geister“ enthält und Ausbrüche von Wahnsinn sowie Krämpfe erzeugen. Diese Art der Besessenheit, wie sie dem Weingott und seinem Gefolge zugesprochen wurde, versuchte man offenbar durch die Bekränzung mit dem Efeulaub auf sich zu ziehen – sich dem Gott anzunähern. Die Ekstase, wie sie von den AnhängerInnen des Weingottes angestrebt wurde, sollte durch den Efeukranz symbolisch verstärkt werden. Efeu ist giftig. Man weiß auch, dass Wein, dem Efeublätter zugesetzt worden waren, eine Verwirrung 27 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 erzeugte, wie sie sonst nur durch Bilsenkraut hervorgerufen wurde. Andererseite sprach man ihm klärende und reinigende Wirkung zu, die gegen Kopfschmerzen helfen sollte. Der Naturforscher Plinius sagt vom Efeu: „(er) verwirrt den Sinn, reinigt, zu reichlich getrunken, den Kopf“. Vielleicht gibt aber auch die zweite Äußerung des Naturforschers einen Hinweis, warum man den Efeu im Kranz zu Zechgelagen, Ritualen und Festen des Weingottes verwendete. Er beschreibt nämlich, dass die Beeren, deren Saft safranfarben sei, als Trank vor einem Gelage eingenommen, sicheren Schutz vor einem Rausch beschere.“ (Plinius XXIV, 75/78). Sicher ist, dass die Blätter Schatten spenden und durch ihre feuchte Kühle dem Kopf angenehme Kühlung bieten. Womöglich sollte so Kopfschmerzen vorgebeugt werden. Robert von Ranke-Graves bringt den Efeu mit dem ekstatischen Wahn der Mänaden in Verbindung. Er sieht die Verbindung von Wein und Efeu mit den Mysterien des Osiris und des Dionysos, denen beiden ein Auferstehungsmythos gemeinsam ist. Ist der Efeu also Symbol der Auferstehung? Eine psychoaktive Wirkung der Inhaltsstoffe des Efeus konnte bis heute jedenfalls nicht nachgewiesen werden, auch wenn die ägyptische Variante ein Alkaloid enthält. Eine klassische Rauschpflanze war der Efeu also wohl nicht. Marianne Beuchert schreibt dem Efeu diverse symbolische Bedeutungen zu. Dazu zählt die Rankeigenschaft des Efeus. Die Pflanze umschlingt und umrankt alles Greifbare, um sich festzuhalten und dem Licht näher zu kommen. Was er umrankt hat, lässt er auch nach dem Tod nicht wieder los. Somit steht der Efeu, ihrer Meinung nach, für Treue. Sie führt an, dass er beim Hochzeitsritus der Griechen zur Verbindung der Hände des Brautpaares benutzt wurde. Aber bringt uns das weiter? Wohl kaum. Treue und vor allem eheliche Treue war nicht das Ziel des Dionysoskultes. Wohl eher ist es die Symbolik als immergrüne Pflanze, die das ganze Jahr über grün bleibt, also für Langlebigkeit, Unsterblichkeit, ewiges Leben und die Überwindung des Todes steht. Ein weiterer Aspekt mag noch eine Rolle gespielt haben. Schließlich war Efeu auch die Symbolpflanze der Muse Thalia, der Muse der Komödie. Er stand also für Kreativität und Dichtkunst. Nicht umsonst sagt Horaz: „Mich gesellt Efeu, der Kranz des Dichterhauptes, den Göttern.“ Bastelanleitung Für einen Efeukranz benötigst Du mehrere lange Efeuranken, die man mit einer Gartenschere schneidet. Nun nimmt man an dem Kopf Maß, der mit dem Kranz geehrt werden soll und windet die Efeuranken in Kranzform. Wer möchte, kann auch kleinere Ranken für das Schmücken von Gläsern und Bechern für eine Einladung abschneiden und zu Kränzen/Girlanden winden. Auch als Tischdeko oder für Girlanden um die Eingangstüre eignen sich die Efeuranken hervorragend. Viel Spaß beim Basteln und Feiern! Literatur und Links: Christian Rätsch, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT Verlag, 1998 Marianne Beuchert, Symbolik der Pflanzen, Insel Verlag, 2004 artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis 28 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Winterliches Rotweinparfait Zutaten für 4 Personen: ¾ Liter kräftiger Rotwein, 200 g Zucker, Vanilleschote, 2 Zimtrinden, 4 Scheiben Ingwer, 6 Gewürznelken, je 6 Streifen unbehandelte Zitronen-und Orangenschale, 2 cl Cassis-oder Orangenlikör Am Vortag Wein mit dem Zucker aufkochen lassen und das Vanillemark, die Schote, Zimt, Ingwer, Nelken, Zitronen-und Orangenschalen zugeben und bis zum Abkühlen ziehen lassen. Wenn der Sud abgekühlt ist, den Likör zusetzen. Dann den Sud durch ein Sieb in eine flache Form füllen, die ins Gefrierfach gegeben werden kann. 24 Stunden gefrieren lassen. Am nächsten Tag, direkt vor dem Servieren, mit einem Löffel Späne abnehmen und in ein Cocktailglas füllen. Sofort servieren. Variation nach Alfons Schuhbeck. (Rotweingratiné aus „meine Küche der Gewürze) artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis Catull, Carmen 63 (Lied 63) Attis wurde über die hohe See in schnellem Boot getragen, sodass er den Phrygischen Hain mit hefigem, begierigem Fuß berührte und die schattigen, mit Bäumen umwundenen Plätze der Göttin erreichte, dort, aufgeregt von wütender Raserei, mit zielloser Leidenschaft, schnitt er sich selbst mit einer scharfen Klinge die Gewichte (männliche Geschlechtsorgane?). Als sie bemerkte, dass die verbliebenen Körperteile ohne Manneskraft waren, und auch die Erde mit Blut befleckt war, ergriff sie aufgeregt, mit schneeweißen Händen, die leichte Trommel, deine Trommel, Cybebe, deine Einweihung, Mutter, und du hältst die Höhlung der Stierhäute mit den Fingern und singend wird er angerufen, gemeinsam mit seinen Gefährten: „Handelt und lauft, Galli, zum hohen Hain der Cybele gemeinsam, lauft gemeinsam, die weidende Herde der Dindymenischen Göttin, die fremde Orte anstrebt, gleichsam wie Verbannte. Führe mich meinen Weg als Kastrierter, meine Begleiter, ihr habt die wütende Rettung und die wilde See miterlebt und den Körper dem übermäßigen Hass der Venus durch die Kastration entzogen. Erfreut die Seele der Gebieterin mit erregtem Irrsinn. Es sollte nicht lange gezögert werden: folgt zum Tempel der Phrygischen Cybebe, zum Hain der Phrygischen Göttin, wo die Stimme der Zimbeln erklingt, wo die Tympane erschallen, wo der Phrygische Bläser mit gebogenem Rohr bedeutungsvoll singt, wo die efeubekränzten Mänaden ihre Köpfe umherwerfen, wo sie mit scharfem Geheul die heiligen Riten vollziehen, und jene umherschweifende Horde macht es sich zu eigen zu flattern für die Göttin, 29 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 und uns geziemt es, mit dem schnellen Dreischritttanz zu beschleunigen.“ gleich wie seine Begleiter sang Attis, jetzt eine fremde Frau. Plötzlich kreischt der Bacchusreigen mit zitternden Zungen, der leichte Tympanon ertönt wiederholt, die Becken der Zimbeln erklingen. Schnell geht der eilende Chor zu Fuß zum grünen Berg Ida. Gleichsam atemlos vor Begeisterung bewegt man sich, mit lebhaften Gemütern, In Begleitung, mit Attis als Anführer, geht man durch den schattigen Hain, gleich einer ungezähmten Kuh, die die Last des Joches vermeidet; Leichtfüßig folgen die schnellen Galli dem Anführer. Aus diesem Grund, als sie das Haus der Cybebe todmüde erreichen, von den allzu großen Mühen erschöpft, ergriff der Schlaf sie ohne die Gaben der Ceres angerührt zu haben. Träge mit schwankender Mattigkeit schloss der tiefe Schlaf jenen die Augen; die wilde Raserei der Seele ging in sanfter Ruhe davon. Als aber der goldengesichtige Sonnengott Sol mit seinen strahlenden Augen den weißen Himmel erleuchtete, war die Erde fest, das Meer wild, und er vertrieb mit seinen Pferden die Schatten der energiegeladenen Nacht; dort verließ der Schlaf schnell fliehend den erwachten Attis; Die Pasitheische Göttin (1) nahm in zitternd an ihrem Busen auf. Auf diese Weise aus sanfter Ruhe geholt und ohne wütenden Zorn, erholte sich Attis selbst in der Burst aus eigener Kraft; und er sah mit lebendigem Geist wer und wo er war, Mit kochender Seele rannte er den Rückweg zum Wasser zurück. Dort sah er das riesige Meer mit Tränen in den Augen. Er rief nach seiner Heimat, wurde traurig und sagte mit kläglicher Stimme folgendes: „Heimat, oh meine Schöpferin, Heimat, oh meine Schöpferin, was bin ich anderes als ein Verlassener, die Sklaven fliehen gewöhnlich vor ihren Herren, zu Fuß zum Hain am Berge Ida lief ich, so das ich beim Schnee und den eiskalten Ställen der wilden Tiere sein werde, dort kann ich zu all deren verrückten Schlupfwinkeln hingehen, oder wo soll ich denn glauben, an welchen Orten du bist, Heimat? Selbst die Pupille möchte die Schärfe an dir einstellen, das wilde Tier kommt ohne Wut aus während die Seele kurze Zeit zufrieden ist. Wurde ich nicht von meinem Zuhause zu diesem entlegenen Hain gebracht? Vermisse ich die Heimat, mit den guten Menschen, mit den Freunden, mit den Vorvätern? Fehlt mir das Forum, der Sportplatz, die Wettkampfarena, die Sportschulen? Schlimm oh schlimm, du musst wieder und wieder bemitleidet werden, Seele. Was nämlich macht das Geschlecht aus, werde ich es je herausfinden? Ich bin eine Frau, ein Heranwachsender, ein Ephebe, ein Junge, ich war eine Blüte der Sportschule, ich erstrahlte in der Würde des Öles: Häufig wurde ich zuerst besucht, man hielt mir die Häuser wohltemperiert, mein Haus war mit blühenden Korallen (Girlanden) umwunden, Man verließ die Kaiserloge für mich, wo ich mich mit der Sonne verband. Werde ich nun als Dienerin den Gott tragen und Cybeles Sklavin sein? Bin ich eine Mänade, ist es meine Rolle, den unfruchtbaren Mann zu spielen? Soll ich nun auf den kalten, grünen Höhen des schneebedeckten Berges Ida wohnen? Soll ich mein Leben unter den hohen Felssäulen Phrygiens verbringen, wo die Hirschkuh im Wald lebt, wo der Eber unter Bäumen umherschweift? Jetzt schon bereue ich, was ich getan habe und schon jetzt verdrießt es mich.“ Der Klang der Worte verschwand schnell von den rosigen Lippen eine neue Botschaft wird zu den Ohren der beiden Götter getragen, dort entlässt Cybele die Löwen aus dem Joch und reizt den launischen Feind in dem Vieh, indem sie sagt: Tu es! Sei wild und sorg dafür, dass dieser in Rage gerät, Idem du ihn mit Raserei schlägst, treibe ihn zurück in den Hain. Jener möchte sich allzu gerne von meinen Befehlen befreien. Schlage ihn mit deinem Schwanz auf den Rücken, um ihn für deine Worten zu öffnen, ergehe dich in lautem Gebrüll, das weithin erschallt, Ich befehle dir, schüttle die rotgoldene Mähne wild mit deinem muskulösem Nacken.“ Das sagte die hochaufragende Cybebe und band mit der Hand das Joch fest. 30 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Der Wilde trieb sich selbst mutig zur Schnelligkeit an, er lief, er knurrte, er steuerte mit schnellem Fuß ein Gebüsch an. Er lief dorthin, wo hinter den dunklen Plätzen die helle Küste schimmerte, dort sieht er Attis auf der Erde, nahe bei der marmornen See, er macht einen Sprung. Wie verrückt flieht dieser in den wilden Hain; Dort wurde er für immer und die restliche Zeit seines Lebens zum Diener. Göttin, Große Göttin, Cybebe, göttliche Herrin von Dindymene, fern sei mir alle deine Wut und sie verschone mein Heim: Mach andere verrückt, mach andere wahnsinnig. . Pasitheische Göttin: im Original „dea Pasithea“ evtl. pas = pan (griechisch): all, thea = griechisch: Göttin = die All-Eine (Göttin) http://rudy.negenborn.net/cat_new/text2/l63.htm (Übersetzung ins Deutsche: artemisathene) Zurück zum Inhaltsverzeichnis Ute Pietratus: Natur erleben im Winter Wem das kalte Winterhalbjahr zu lange dauert, dem sei das kleine Büchlein „Natur erleben im Winter“ aus dem Kosmosverlag ans Herz gelegt. Im handlichen Format passt es in jede Jackentasche und kann problemlos auf den Wald-und Wiesenspaziergang mitgenommen werden. Mit vielen Farbfotos informiert es, wie Wildtiere den Winter überstehen, wie wir an den Spuren im Schnee erkennen können, welche Wildtiere den Weg gekreuzt haben und wie man Bäume auch ohne Blätter bestimmen kann. Dazu gibt es jede Menge Spielideen für die Kleinen, damit der Winterspaziergang nicht langweilig wird. Das Buch gibt es zu gewinnen, und wer es gerne haben möchte, schreibt eine Mail mit dem Betreff „Verlosung“ an kontakt@schlangengesang.com . Einsendeschluss ist der 1. März. Ute Pietratus: Natur erleben im Winter; Kosmos Vlg 2011, 61 Seiten, ISBN-13: 978-3440130148, 4,99€ artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis 31 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Der Schlangengesang – Göttinnenkalender Es existieren schon tausende Kalender für Festtage der Göttin in ihren vielen Aspekten. In unserem Kalender bemühen wir uns nur Daten aufzunehmen, die historisch belegt sind. Das ist nicht so einfach. Es gibt wie gesagt viele Websites und Bücher die Termine verbreiten, aber deren Quellen sind oft zweifelhaft oder überhaupt nicht genannt. Das Auffinden und Auswerten historischer Quellen allerdings ist fast eine Lebensaufgabe. Deshalb haben wir in unseren Kalender neben den Daten und Bezeichnungen eines Festes auch die Quelle der Daten eingetragen. Sollte jemand einen Fehler entdecken oder noch ein Fest mit einer gesicherten Quelle hinzufügen wollen, so ist sie/er herzlich dazu eingeladen. artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis Feiertage im Februar Unser Februar beinhaltet dieses Jahr die griechischen Mondmonate Gamelion und Anthesterion (nach dem dionysischen Blumenfest, auch Blumenmonat genannt). Gamelion ist benannt nach dem Hochzeitsfest, dem „hieros gamos“, der Göttin Hera mit Göttervater Zeus. Dieses Fest wird oft auch Theogamia genannt. In Rom wurden im Februar die Göttin Juno (römisches Pendant zu Hera) sowie ihr Sohn, der Kriegsgott Mars verehrt. Der Monatsname „Februarius“ rührt von Opferungen zur „Entsühnung“ = Reinigung her. Im germanischen Sprachgebiet hieß dieser Monat Hornung. Die Etymologie deutet darauf hin, dass der Name vom Verb „horen“ = sich paaren kommt. Es kann übertragen auch „Bastard“ heißen und beutet wohl soviel, wie „der an Tagen zu kurz geratene Monat“. Der Februar ist auch der Monat der Fastnacht, des Karnevals und des Faschings. 1. Februar: Fische, zunehmender Mond Imbolc: Fest der Brigit (keltisch): Göttin des Feuers, der Geburt, der Inspiration, Fruchtbarkeit, Medizin, Musik, der Nutztiere und des Handwerks Quelle: diverse: z.B. Edain Mccoy: die keltische Zauberin, Zsusanna E. Budapest, etc Ebenso: In Rom: Fest der „phrygischen Mutter“: Kybele und der Juno Sospita = „Erretterin“, dargestellt als Ziege oder mit Ziegenfell bekleidet. Am 1.2. wird das Einweihungsfest ihres Tempels in einem Hain in Ostia gefeiert. Quelle: Ovid, Fasti Lichtmess: Fest der Hl. Brigitta. Christianisierte Form der keltischen Göttin Brigit Fest der Ceres in Rom: römische Göttin des Getreides Quelle: (3) (mit Bezug auf Quellen aus historischen Büchern) Laut römischem Festkalender (Reclam) und www.imperiumromanum.com liegt dieser Festtag am 19. April. 1./2. Bis 3./4. Februar: 11.-13. Anthesterion: Anthesteria: 3-tägiges Fest für Dionysos. Am 3. Tag findet die heilige Hochzeit zwischen dem Weingott Dionysos und Ariadne statt. Quelle: (5), (6) 2. Februar: Fische, zunehmender Mond Fest der Santeria/Yoruba-Göttin Oya: Göttin des Sturms/Windes 32 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Quelle: http://www.feste-der-religionen.de/feste/oya.html 4. Februar: Widder, zunehmender Mond: Vasanta Panchami bzw. Sarasvati Puja – Fest der indischen Göttin der Weisheit Sarasvati. Das Fest markiert das Ende des Winters und den Frühlingsanfang. Manchmal wird der Tag als Geburtstag der Göttin beschrieben oder aber als der Tag als sie zusammen mit Durga auf die Erde kam. Quelle: http://www.hinduism.co.za/hindu.htm#Hindu%20Festivals2008 11. Februar: Krebs, zunehmender Mond Fest der Kallisto: Nymphe aus der griechischen Mythologie. Die Gefährtin der Artemis wurde vergewaltigt von Zeus. Artemis verwandelt sie in eine Bärin und setzt sie als Sternbild an den Himmel. Quelle: Ovid, Fasti 12. Februar: Krebs/Löwe, zunehmender Mond Fest der Diana: römische Mondgöttin und Göttin der Jagd Quelle: (3) Nach (4) lag ihr Festtag am 15. August Der römische Festkalender von Reclam und Ovid schweigen dazu. 13. Februar: Löwe, zunehmender Mond Beginn der Parentalia: römisches Fest für die verstorbenen Vorfahren. Dauer bis zum 21. Februar. (siehe Text im Schlangengesang 1/04) Quelle: (2) 14. Februar: Löwe, Vollmond Fest der Juno Februra: römische Göttin des Liebesfeuers/Liebesfiebers (lat. febris = das Fieber), der Ehe und Familie Quelle: (3) evtl. 2. Februar (widersprüchliche Quellen) 15. Februar: Löwe/Jungfrau, abnehmender Mond Fest der Juno Lucina: römische Göttin der Schwangeren, Gebärenden und der sich Kinder wünschenden Frauen. Die Bedeutung „Lichtbringerin“: kommt davon, dass das Gebären der Kinder als „Anfang des Lichts“ bezeichnet wird. Das Fest fand im heiligen Hain der Juno Lucina statt und im Laufe der Feierlichkeiten wurden die Frauen mit Ruten aus den Sehnen eines Geißbocks geschlagen um ihnen Fruchtbarkeit zu bringen. Quelle: (1) 14. Februar: Löwe, Vollmond Fest der thailändischen Göttin Lim Ko Niao. 15 Tage nach dem chinesischen Neujahrsfest. Ihre Statue ist aus dem Holz des Cashew-Baumes, an dem sie sich erhängte, nachdem sie den Bau einer Moschee nicht verhindern konnte. Quelle: http://www.thaipage.ch/autor/stevens/feste/02_chaomaelimkoniao.php , http://www.feste-der-religionen.de/feste/lim-ko-niao.html 17. Februar bzw. variabler Festtag: Jungfrau/Waage, abnehmender Mond Fornacalia: Festtag zu Ehren der römischen Göttin Ceres Fornax, der Göttin des Brot-Backens oder des Dörrens und Röstens von Getreide. Sie soll das frisch gesäte Getreide schonen. Das erste geerntete Getreide wird ihr deshalb geopfert. Quelle: (1) 20. Februar: Waage/Skorpion, abnehmender Mond Fest der Göttin Concordia = Caristia (später Charistia): römischer Festtag mit dem Zweck Missverständnisse und Zwistigkeiten in der Familie bei einem Festmahl zu beseitigen. Auch den Toten wird ein Festessen an die Gräber gestellt. Dieser Brauch hielt sich bis in christliche Zeit auch in Deutschland. Quelle: (1), http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/g_c.htm 21. Februar: Skorpion, abnehmender Mond Im römischen Reich Festtag für Tacita, die Göttin des Schweigens. Opfer an die Göttin mit einem langen, komplizierten Ritual. Quelle: (1) 24. Februar: Schütze/Steinbock, abnehmender Mond 33 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Regifugium: römisches Fest zum Tode der Lucretia (siehe Schlangengesang: 01/04) Quelle: (2) Festdaten ohne gesicherte Quelle: Bei meinen Recherchen für die Feste in diesem Monat stieß ich wieder auf Daten, die sich von mir aber nicht durch sichere Quellen belegen ließen. Wenn jemand eine solche Quelle kennt und zitieren kann wäre ich sehr dankbar: 7.2. Selene, 17.2. Kalis Geburtstag, 18.2. Spenta Armaiti, 25.2. Tag der Nut, 26.2. Hygieia-Tag Quellenangaben: (1) Ovid: Fasti, (2) der römische Festkalender, Reclam, (3) www.novaroma.org , (4) www.imperiumromanum.com , (5) http://www.winterscapes.com/kharis/calendar.htm (6) http://www.numachi.com/~ccount/hmepa/calendars/697.4.Gamelion.html artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis Feiertage im März Der März entspricht dieses Jahr den alt-griechischen Mondmonaten Anthesterion (nach dem dionysischen Blumenfest, auch Blumenmonat genannt) und Elaphebolion. Elaphebolion ist der Göttin Artemis in ihrem Aspekt als Jägerin geweiht. Das dazugehörige Fest findet am 6. Tag des Mondmonats statt. Im römischen Reich ist dieser Monat Mars gewidmet, dem Kriegsgott. Die germanische Bezeichnung des Monates war Lenzing. Von „Lenz“ = der Frühling oder auch etymologisch aus „lang“ über eine Wortverschiebung, weil die Tage nun deutlich länger werden. In den März fiel das Fest des Frühlingsbeginns: die Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus wurde mit einem Umzug mit geschmückten Wagen auf denen ihr Abbild stand gefeiert. Diese Prozession sollte für eine reiche Ernte sorgen. (vgl. unser Karneval). Der genaue Tag des Festes ist nicht überliefert. In der 3.Märzwoche soll die Göttin Idunna mit einem Fest der Jugend gefeiert worden sein. 1. März: Fische, Schwarzmond Matronalia: Fest zu Ehren der römischen Göttin Juno Lucina (lat: lux = das Licht, der Tag); Göttin der Ehe und „Geburtshelferin“ Quelle: (1), (3) und (4) Tag des römischen Neujahres zur Zeit der Republik. Erneuerung des ewigen Feuers im Tempel der Vesta in Rom. Quelle: (1) und (3) 3. März: Widder, zunehmender Mond Puppen-Fest in Japan: Hina-Matsuri; Fest der Mädchen. Es werden hübsche Puppen hergestellt, die womöglich die Töchter der Sonnengöttin Amaterasu, die drei Munakata-No-Kami, repräsentieren. Quelle: http://www.feste-der-religionen.de/feste/hinamatsuri.html http://farstrider.net/Japan/Festivals/HinaMatsuri/index.htm 4. März: Widder/Stier, zunehmender Mond Fest der keltischen Göttin Rhiannon. Die Pferdegöttin, die auch als Epona oder Mare/Macha verehrt wird, ist eine Reiterin zwischen den Welten. 34 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Quelle: Edain McCoy, die keltische Zauberin 5. März: Stier, zunehmender Mond Das Weihrauchopfer an die Göttin Vesta in Rom ist Zeichen der Verehrung als Beschützerin der römischen Kaiserfamilie. Quelle: (1) 5. März, evtl. aber auch in der Vollmondnacht zur Tag-und-Nachtgleiche (also dieses Jahr 20.3.) Ploiaphesia: Navigium Isidis: Fest der ägyptischen Göttin Isis zu Beginn der neuen Schifffahrtssaison nach dem Winter. Quelle: Apuleius, Metamorphoses IX, 10. März: Krebs, zunehmender Mond Tag der Esther. Diese jüdische Königin verhinderte die Vernichtung der Juden und ihrem mutigen Verhalten wird seither mit ausgelassenen Feiern gedacht. Alkohol und Verkleidungen gehören zu diesem Fest. Quelle: http://www.judentum-projekt.de/religion/feste/purim/ http://www.sos-rassismus-nrw.de/html/festdaten_09.html Mitte März, wann genau ist unbekannt Tag des Martyriums der Hypatia, griechische Philosophin von Christen ermordet 415 n.u.Z. (siehe Schlangengesang 1/04) Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Hypatia_of_Alexandria Marit Rullmann: Philosophinnen (Teil 1) 10./11. bis 16./17. März = 20.-26. Anthesterion : kleine Eleusinische Mysterien zu Ehren der griechischen Göttinnen Demeter und Persephone/Kore. Quellen: O.E. James: der Kult der großen Göttin, Vera Zingsem: Göttinnen großer Kulturen (5), (6) 15. März: Jungfrau, zunehmender Mond, Feriae Annae Perennae: Fest der römischen Göttin Anna Perenna Quelle: (1) und (2) 15.-27. März: 15.3. Beginn der Hilarien: Feierlichkeiten zu Ehren der phrygischen Göttin Kybele und ihres Heros Attis in Rom (siehe Schlangengesang 2/04) Quelle: E.O.James: der Kult der großen Göttin, Hans Kloft: Mysterienkulte der Antike, Marion Giebel: das Geheimnis der Mysterien 16. März: Vollmond: damit wahrscheinlich der Tag des Ostara-Festes, des Frühlingsfestes in der germanischen Religion. Symbole des Frühlings und der Fruchtbarkeit sind sowohl Hasen wie auch Eier. Ob es eine namensgleiche Göttin Ostara/Eostre wirklich gibt ist nach wie vor umstritten. Quelle: Gardenstone: der germanische Götterglaube 17. März: Jungfrau/Waage, abnehmender Mond Liberalia: römisches Frühlingsfest zu Ehren des Götterpaares Liber und Libera; Götter des pflanzlichen, tierischen und menschlichen Wachstums Quelle: (2) und (3) 19. -23. März: Quinquatrus: Fest der römischen Göttin Minerva: Göttin der Kunst und des Handwerks (siehe Schlangengesang 2/04) Quelle: (1), (2), (3) und (4) 23. März: zunehmender Mond, Löwe: Tubilustrium: die Militärtrompeten der römischen Armee werden gereinigt und der Göttin Minerva geweiht. Quelle: (1) 25. März: Steinbock/Wassermann, abnehmender Mond Lady Day / Mariä Empfängnis: der heutige christliche Festtag ist der alte Festtermin der Empfängnis des Kindes der Großen Göttin, welches sie zur Wintersonnenwende gebiert. Um diese Zeit wurde im alten Rom das Fest der Kybele und des Attis gefeiert. Da Kybele lateinisch als „Domina“ = Herrin, babylonisch „Beltis“, engl. Lady bezeichnet wurde, ist die Herkunft des Lady Day klar. Quelle: http://philologos.org/__eb-ttb/sect31.htm 35 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 26./27. März = 6.Elaphebolion: Wassermann, abnehmender Mond Elaphebolia: Fest der griechischen Göttin Artemis in ihrem Aspekt als Göttin der Jagd. Quelle: (5), (6) 30. März: Widder/Schwarzmond Fest der Tempelgründung der Concordia: die römische Göttin der Eintracht. Quelle: (1) Tempelgründungs-Fest der Göttin Salus: römische Göttin des Wohlbefindens , der Gesundheit und der staatlich garantierten Sicherheit Quelle: (1) Fest zum Aufstellen des Friedensaltars für die römische Göttin Pax. Quelle: (1) 30. März: Akitu:12-tägiges babylonisches Neujahrsfest dessen Höhepunkt die heilige Hochzeit der Göttin Inanna mit ihrem Partner, dem Hirtengott Dumuzi war. Sie fand am 10.Tag des Festes, dem Neumondtag nach dem Frühlingsanfang statt. Quelle: http://www.gatewaystobabylon.com/religion/akitu.htm 31. März: Widder, zunehmender Mond Tempelgründungs-Fest der römischen Göttin Mondgöttin Luna. Quelle: (1) Außerdem war der Vollmond nach der Frühjahrs-Tag-und Nachtgleiche (dieses Jahr 27.3.) in Phönizien und Syrien Festtag der Göttin Astarte: Mond und Vegetationsgöttin oft als Kuh oder mit den Kuhhörnern/Mondhörnern dargestellt. Quelle: ? Ursprüngliche Quelle nicht mehr vorhanden. Keine überzeugende gefunden… Festdaten ohne gesicherte Quelle: Bei meinen Recherchen für die Feste in diesem Monat stieß ich wieder auf eine Liste an Daten, die sich von mir aber nicht durch sichere Quellen belegen ließen. Wenn jemand eine solche Quelle kennt und zitieren kann wäre ich sehr dankbar: 7.3. Junonalia (angeblich bei Livius zu finden, die genaue Textstelle konnte ich noch nicht verifizieren), 8.3. Geburtstag der Mutter Erde (China), 14.3. Tag der Ua Zit (Ägypten), 18.3. Sheela na Gig, Quellenangaben: (1) Ovid: Fasti, (2) der römische Festkalender, Reclam, (3) www.novaroma.org (4) www.imperiumromanum.com , (5) http://www.winterscapes.com/kharis/calendar.htm (6) http://www.numachi.com/~ccount/hmepa/calendars/697.html artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis 36 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Feiertage im April Im antiken attischen Kalender gehört der April zu den Mondmonaten Elaphebolion und Mounychion. Mounychion hat seinen Namen von dem Fest Mounychia, bei dem Artemis als Mondgöttin und Herrin der Tiere geehrt wurde. Elaphebolion ist der Göttin Artemis in ihrem Aspekt als Jägerin geweiht. Das dazugehörige Fest findet am 6. Tag des Mondmonats statt. In Rom war der April der Monat der Liebesgöttin Venus (griechisch Aphrodite). Entstanden ist diese Zuordnung aus dem Mythos, dass Aphrodite nach ihrer Geburt im April den Boden Zyperns betreten haben soll. Wo sie hintrat wuchsen Gras und Blumen. Im germanischen Gebiet hieß dieser Monat Ostermond. Ob die Göttin Ostara damit in Verbindung gebracht werden kann, bleibt noch zu klären. Festtage sollen Ostara und Walpurgis gewesen sein. Für das Ostarafest gibt es kein überliefertes Festdatum aus vorchristlicher Zeit. Es ist aber anzunehmen, dass der 1. Vollmond nach dem Frühlingsanfang keine christliche Erfindung ist, sondern schon vorher zu diesem Vollmond das Frühlingsfest Ostara gefeiert wurde. Das jüdische Passah-Fest wird übrigens auch am Sonntag nach dem Vollmond gefeiert. Dieses Jahr ist der Vollmond am 27. März. 1.April: Stier, zunehmender Mond Veneralia: Festtag der römischen Liebesgöttin Venus. Ihr war im römischen Reich der gesamte Monat April geweiht. Sie wurde an diesem Tag speziell auch als Venus verticordia, welche die Herzen verändern kann, in ihrem Tempel geehrt. (siehe Schlangengesang 10/05) Am 1. April wurde ebenso die Fortuna Virilis, die Göttin des Glücks der Frauen bei den Männern verehrt. Quellen: (1) und (3) 2.April: bzw. 4.-10. April: Megalesia: kultisches Fest der Göttin Kybele in Rom. Quellen: (1) und „der Kult der großen Göttin“, E.O.James 4./5. April = 15. Elaphebolion: Zwillinge, zunehmender Mond Galaxia: Fest der Göttin Rhea und des Gottes Kronos in Griechenland. Es wurde ein Brei aus Gerste und Milch gekocht und die Jugendlichen opferten „goldene Töpfchen“ und tauschten untereinander Süßigkeiten aus. Quelle: (7) 5. April: Zwillinge, zunehmender Mond Tempelweihungstag der römischen Göttin Fortuna Publica auf dem Quirinal. Quelle: (1) 6./7. April = 17. Elaphebolion: zunehmender Mond, Krebs Pandia: Fest der Göttin Pandia, Tochter des Zeus und der Selene, Göttin der Helligkeit, sowohl der Sonne wie auch des Vollmondes Quellen: (7) 12. April: Jungfrau, zunehmender Mond Cerealia: römisches Fest der Göttin Ceres, Göttin der Erdkräfte, Vegetationsgöttin (von lat. crescere = wachsen, bzw. wachsen lassen) Quelle: (1), (2) und (4) 13. April: Jungfrau/Waage, zunehmender Mond Tempelgründungstag der Göttin Libertas, der römischen Personifikation der Freiheit. Quelle: (1) 15. April: Waage/Skorpion, Vollmond Fordicidia/Fordicalia: Fest der römischen Göttin Tellus Mater: ein uraltes Fest zu Ehren der Erdmutter. (siehe Schlangengesang 10/05) Quellen: (1), (2) und (3) 37 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 21.April: Steinbock, abnehmender Mond Parilia/Palilia: Fest der Pales, der römischen Göttin der Weiden und der Herden, Wächterin über die Herden. Quellen: (1), (2), (3), (4) 22. April (23. Tag des 3. Monats im chinesischen Mondkalender): Wassermann, abnehmender Mond: Geburtstagsfest der chinesischen Göttin Mazu. Göttin der Seefahrt und des Meeres, Ahnengöttin der Taiwanesen. Es wird mit Prozessionen und Wallfahrten gefeiert. Quelle: Mazu – chinesische Göttin der Seefahrt (Hirmer Verlag) http://de.wikipedia.org/wiki/Mazu , http://mazu.touch-web.tw/index.php?REQUEST_ID=cGFnZT1lbg== 23. April: Wassermann, abnehmender Mond Tempelgründungstag der Venus Erucina, der römischen Göttin der Straßenmädchen und Huren. Quelle: (1) 25.April: Fische, abnehmender Mond: Robigalia: römisches Fest der Göttin Robigo: Göttin des Gertreiderostes oder des Getreidebrandes, einer Pilzerkrankung des Getreides, die Ernteminderung bis sogar Komplettausfälle verursachen konnte. Quellen: (1) und (2) 28. April: Widder/Stier, abnehmender Mond Tempelgründungstag der römischen Göttin Vesta auf dem Palatin durch Kaiser Augustus. Quelle: (1) 30. April: Stier, zunehmender Mond Walpurgisnacht: Germanischer Festtag zu Ehren der Göttin Walpurga. Gardenstone gibt in seinem Buch „germanischer Götterglaube“ zwei Möglichkeiten für die Herkunft des Namens Walpurga/Walburga: zum Einen von Wald-Burga, was soviel wie Schutz des Waldes heißen soll. Zum Zweiten könnte der Name von einer germanischen Seherin aus dem 2.Jahrhundert stammen, die dem Volksstamm der Semnonen angehörte und Waluburg geheißen haben soll. In diesem Fall käme der Name von „Walus“, dem Stab der Seherin. Ende April bis Anfang Mai: Floralia: Fest der römischen Flora, Göttin des Frühlings und der Blumen (siehe schlangengesang 2/04 zur Göttin Flora) Über die Dauer und das genaue Datum des Festes gibt es unterschiedliche Meinungen; der Grund könnte sein, dass es sich bei den Floralia laut des „römischen Festkalenders“ von Reclam um einen Festtag der feriae conceptivae = bewegliche Feiertage gehandelt habe. Quellen: 28.4.-3.5. www.imperiumromanum.com Ebenso: http://ancienthistory.about.com/library/bl/bl_ludiflorales.htm 28.4 -1.5. Ovid: Fasti Ebenso: http://www.pantheon.org/areas/mythology/europe/roman/articles.html 27.4.-2.5. www.novaroma.org 3.5. der römische Festkalender; Reclam Festdaten ohne gesicherte Quelle: Bei meinen Recherchen für die Feste in diesem Monat stieß ich wieder auf eine Liste an Daten, die sich von mir nicht durch sichere Quellen belegen ließen. Wenn jemand eine solche Quelle kennt und zitieren kann, wäre ich sehr dankbar: 5. April, Kwan-Yin, 13. Mounychion: Demetreia, ein Demeter-Fest, Außerdem soll der Vollmond nach der Frühjahrs-Tag-und Nachtgleiche in Phönizien und Syrien Festtag der Göttin Astarte gewesen sein. Sie ist Mond-und Vegetationsgöttin und wird oft als Kuh oder mit den Kuhhörnern/Mondhörnern dargestellt. Quellenangaben: (1) Ovid Fasti, (2) der römische Festkalender, Reclam, (3) www.novaroma.org , (4) www.imperiumromanum.com , (5) http://www.flyallnight.com/khaire/calendar/festivals.htm#Mounykhion (6) http://www.numachi.com/~ccount/hmepa/calendars/697.html (7) http://forestdoor.wordpress.com/resources/athenian-festival-calendar/ artemisathene Zurück zum Inhaltsverzeichnis 38 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Veranstaltungen Göttinnenzyklus – Die weiblichen Archetypen im Jahreskreis Workshops mit Ulla Janascheck Vergessenes Wissen – Traditionelle Medizin – Alruna Heilpflanzenschule Naturpark Gymnicher Mühle – www.vergessenes-wissen.de Urania Visionskraft und Neuorientierung 8. -9. Februar Sa 10 -18 Uhr, So 10-17 Uhr Mari zaubern, spiegeln, sehen 15. -16. März Sa 10 -18 Uhr, So 10-17 Uhr Anmeldung und weitere Infos bei: Barbara Schuhrk, www.vergessenes-wissen.de http://www.ulla-janascheck.de/ http://ullasblog.wordpress.com/ Zurück zum Inhaltsverzeichnis Impressum Schlangengesang – der Rundbrief für Göttinnenspiritualität wird von keiner Organisation herausgegeben, sondern von Privatpersonen, die sich zu diesem Zweck zusammen fanden. V.i.S.d.P.: Sabine Zeitler, Mainstr. 9a, 85579 Neubiberg Bilder: Schlangengesanglogo von Distelfliege Zierelemente von Aruna, Caitlin, Jana, Tina, Marion, Teleri, Temkes Kubaba S.2 von JoJan: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Museum_of_Anatolian_Civilizations086.jpg Kybele S.2 von Marshall Astor: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cybele_Getty_Villa_57.AA.19.jpg Kybele Pyräus S.3 von: http://www.mlahanas.de/Greeks/Lahanas/KybelePiraeus01.html Kybele S. 4 von Marie-Lan Nguyen: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kybele_tympanon_Louvre_CA1797.jpg Magna mater gauting S. 4 von artemisathene Attis S. 5 von Uomodis08: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Attis,_Museo_Archeologico_Nazionale_di_Sarsina.jpg Kybelerelief S. 6 von brewbooks: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_of_Kybele.jpg Sitzende Muttergöttin S.7 von Hermann Linge: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:201005151634_NE_FS_Sitzende_Mutterg%C3%B6ttin_mit_Patera_2._Jh.jpg Kybele Manisia s.8 von Klaus-Peter Simon: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:KybeleManisa.JPG Kybele Zwischengrafik S. 8 von Lavallen: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Illustrerad_Verldshistoria_band_II_Ill_014.png?uselang=de Paganavebury S.9 von Solar: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paganavebury.jpg Wiccan US S. 10 von Ycco: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wiccan_event_in_the_US_%281%29.PNG Sonnwendfeuer S. 11 von Franzfoto: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Winter-Sonnwendfeuer_in_Senden-Wullenstetten.jpg feuer S. 11 von Saperaud: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:JM_Fire.jpg Hanukka Menora S. 12 von Roy Lindmann: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:RoyLindmanHanukkahMenorah.jpg?uselang=de Eleusis S. 13 von Napoleon Vier: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eleusis3.jpg Brautpaar S. 13 von Johannes Böckh: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brautpaar1900.png 39 Schlangengesang Ausgabe 63 – Februar 2014 Regenbogen S. 14 von AnRo0002: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:20131107Regenbogen_Reilingen4.jpg?uselang=de Trauben S. 16 von Tomascastelazo: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grapes_during_pigmentation.jpgWeinlese Ägypten Grab des Nacht S. 16 von Marcus Cyron: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tomb_of_Nakht_%2813%29.jpg Dionysos Schiff S. 17 von Matthias Kabel:http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Exekias_Dionysos_Staatliche_Antikensammlungen_2044.jpg Athene reicht Herkules den Wein S.17 von Bibi Saint-Pol: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Athena_Herakles_Staatliche_Antikensammlungen_2648.jpg Banquet S. 18 von Jastrow: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Banqueters_Cage_Louvre_G133.jpg Trauben S. 19 von Tomas Castelazo: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uvas.jpgWeinlese Ägypten S. 19: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maler_der_Grabkammer_des_Nebamun_002.jpg Wein an Bäumen s. 20 von: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jacob_Philipp_Hackert_003.jpg Karneol S.21 von jaja_1085: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Carnelian_-_tumble_polished_stone.jpg Siegel S. 21 von Rama: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Scorpio_seal_AOD_287.jpg Jahreszeitentisch S.22 von artemisathene Efeukränze S. 27/28 von artemisathene Rotweinglas S. 29 von Aka: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Red_Wine_Glas.jpg?uselang=de Dieser Rundbrief darf nur als Ganzes und unverändert in der vorliegenden Form weiter verbreitet werden. Eine Weiterverbreitung als Ganzes ist erwünscht. Das Copyright des vorliegenden Materials (Bilder, Texte, Grafiken, Dateien u.ä.) liegt bei den jeweiligen AutorInnen, KünstlerInnen, die im Einzelnen der Redaktion namentlich bekannt sind. Jegliche Weiterverwendung des Materials ist nur mit Genehmigung des jeweiligen Autoren, der jeweiligen Autorin, erlaubt. Schlangengesanginfos Schlangengesang ist ein offener Rundbrief für alle Menschen, die sich mit der Göttin beschäftigen. Schlangengesang erscheint alle zwei Monate. Über das Internet als HTML-Email ist Schlangengesang kostenlos abonnierbar. Wenn dir der Rundbrief gefällt, verteile ihn bitte weiter -sei es als Email oder als Ausdruck (z.B. im Frauenzentrum, Esoladen etc). 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